Die Historischen Grundwissenschaften heute

Die Historischen Grundwissenschaften gelten als Traditionsfach schlechthin. Die Wiege der modernen Geschichtsforschung liegt in der ab dem 17. Jahrhundert zunehmend professionell betriebenen Urkundenkritik. Im Zusammenhang mit der editorischen Aufbereitung antiker und mittelalterlicher Texte hat sich die Geschichtswissenschaft besonders im 19. Jahrhundert entscheidend weiterentwickelt. Gerade aufgrund ihres erschließenden Charakters und ihrer Werkzeugfunktion sind die Historischen Grundwissenschaften seit jeher mit einer Reihe prinzipieller Fragen konfrontiert, die auf eine Bestimmung ihrer Identität abzielen. Dazu gehört auch die wieder aktuell gewordene Frage nach dem Kanon grundwissenschaftlicher Disziplinen. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes steht das Thema der 'Grenzen' der Grundwissenschaften. Die hier versammelten Beiträge möchten zur weiteren Diskussion anregen und auf diese Weise einen Beitrag zur allgemeinen Debatte über das Profil des Faches leisten. Zum einen wird nach den methodischen Grenzen klassischer Disziplinen wie der Diplomatik gefragt, zum anderen auf die Stellung von 'kleineren' und 'jüngeren' Disziplinen wie etwa der Genealogie, Philatelie und historischen Fachinformatik eingegangen.

Étienne Doublier ist Juniorprofessor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität zu Köln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Bettelorden, des Papsttums und Italiens, Hilfswissenschaften sowie transalpine Transferprozesse.