Die Imaginierung des Schreckenerregenden in englischen und amerikanischen Erzählungen des 19. Jahrhunderts

Examensarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: Sehr gut; 1. Staatsexamen: 1,6, Justus-Liebig-Universität Gießen (Anglistik), Sprache: Deutsch, Abstract: In der phantastischen Literatur geht es primär um den Konflikt zweier Weltordnungen, einer empirischen und einer übersinnlich-spirituellen, und somit um das Spannungsverhältnis von Realität und Imagination. Besonders die mehrdeutigen Geschichten, deren Aufklärung - zumindest über lange Strecken - in der Schwebe gelassen wird, sind für den Leser ausgesprochen fesselnd und können als die vollkommensten ihres Genres bezeichnet werden. Die Machart sowie die Interpretationsmöglichkeiten entsprechender Literatur werden in der vorliegenden Arbeit anhand von vier englischsprachigen Erzählungen des 19. Jahrhunderts untersucht, die - jede für sich ein Meisterwerk mit zeitloser Wirkung - das Spiel mit der Ambiguität und der Phantasie des Lesers evozieren. Sie versetzen ihn - oft konfrontiert mit den Widersprüchen und Schattenanteilen der jeweiligen Hauptfigur - in die Lage, eigene Vorstellungen angesichts der erschreckenden und unerklärlichen Ereignisse zu entwickeln. Das wohl umfassendste Bild für eine vom Grauen beherrschte Seele, die nicht nur dem äußeren Schrecken, sondern auch ihren verdrängten und destruktiven Impulsen ausgeliefert ist, zeichnet Edgar Allan Poe in seiner Kurzgeschichte 'The Fall of the House of Usher'. In der Erzählung 'The Yellow Wallpaper' von Charlotte Perkins Gilman erleben wir, wie eine gespenstische Geschichte zwar abschließend eine rationale Erklärung findet, aber zugleich das Unheimliche in der Realität manifestiert. Hingegen muss in 'The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde' von Robert Louis Stevenson unser detektivischer Verstand vor dem Übernatürlichen kapitulieren und die offenbar werdende Tatsache der menschlichen Dualität anerkennen. In der unauflösbaren Mehrdeutigkeit seiner Novelle 'The Turn of the Screw' schließlich gestaltet Henry James eine unauflösbar mehrdeutige Geschichte und lässt den Leser die brüchige Konstruiertheit dessen, was die Wahrnehmung und Deutung unserer Realität betrifft, nachempfinden. Dem Leser bieten diese mehrdeutigen Erzählungen zahlreiche Möglichkeiten; ob es beim die Phantasie anregenden Spiel mit der Angst bleibt und der Genuss am angenehmen Grusel aus sicherer Distanz heraus stattfindet, oder ob die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Grenzüberschreitendem zu einem neuen Bewusstsein über die Relativität und Willkürlichkeit unserer als 'Realität' definierten Welt führt - die Antwort auf literarischen Schrecken ist so vielfältig wie die phantastische Literatur selbst.

Ich lebe und wirke - nachdem ich dieses Bundesland von Norden bis Süden bewohnt und belebt habe - im Herzen von Hessen. Nach vielen Ausprobierjahren in etlichen Berufszeweigen (Justiz, Customer Service, Krankenhaus u.a.) hab ich mit 30 Jahren mein Abitur nachgeholt und meine Neigungsfächer Anglistik und Germanistik studiert. Pragmatischerweise auf Lehramt, weshalb ich nach einem überraschend leichtgängigen Referendariat im Schulbetrieb gelandet bin... Meine Leidenschaft gilt seit jeher dem Schreiben und Liebe zur Literatur zieht sich durch mein Leben: Ich schreibe, weil ich es will und es häufig genug auch einfach muss, etwa wenn etwas im Kopf herumspukt, das massiv danach verlangt, festgehalten zu werden. Aufgrund meiner Liebe zur Sprache besitze ich die Fähigkeit zur feinen Analyse, sowie eine ausgeprägte Fabulierlust, ich halte gerne Ungewöhnliches und Bemerkenswertes fest - wobei mir Ironie und schwarzer Humor nicht fremd sind. Ich liebe Kurzgeschichten und schreibe am liebsten kurz und bündig, wobei ich dem Leser gerne etwas Luft und Spielraum für sein Kopfkino oder seine Bedeutungsgebung lasse. Auch als Leserin schätze ich am meisten komprimierte und mehrdeutige Erzählungen, und die ewig spannende Unentscheidbarkeit über den Realitätsstatus des Geschriebenen. So wird man auch einige derartige Geschichten unter meinen Werken finden. Idealerweise vermag ich mit meinen Texten und Kurzgeschichten mit den Lesern in Kommunikation zu treten, indem sie sich - oder andere - in ihnen wiederfinden. Veilleicht nur zu einem kleinen Teil..... aber es wäre schön, einen Bereich teilen zu können. Auch in diesem Sinne würde ich mich sehr über Rückmeldungen, Fragen, Kritik... freuen.