Die Katholische Kirche während des Franco-Regimes

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 1,0, Technische Universität Berlin (Institut für Geschichte und Kunstgeschichte), Veranstaltung: Geschichte Spaniens 1936-2000, Sprache: Deutsch, Abstract: Neben Italien ist Spanien wohl das Land in Europa, das auch heute noch am stärksten mit dem Katholizismus identifiziert wird. Die aktuellen Reaktionen in Spanien auf die Anerkennung der Ehe von gleichgeschlechtlichen Partnern, nämlich die Forderungen der Bischöfe an die Bürgermeister, 'zivilen Ungehorsam' zu leisten und die Eheschließungen dieser Paare zu verweigern, veranschaulicht, dass die spanische Katholische Kirche noch heute beansprucht, in Fragen von Moral und des rechten Menschenbilds Normen zu setzen und eine lautstarke Einflussnahme auf die spanische Gesellschaft auszuüben. Sind es heute nur noch Äußerungen appellativen Charakters, die die Kirche an die einzelnen Vertreter des Staates lanciert, so war die Verflechtung von Kirche und Staat im Franco-Regime auch institutionell verankert. Die Katholische Kirche gehörte zu den fundamentalen Stützen des neuen Regimes, welches ihr im Gegenzug ihre alten, in der Republik eingebüßten Privilegien zurückerstattete. Mit Hilfe dieser Machtinstrumente durchdrang die Katholische Kirche die verschiedenen Bereiche des sozialen Lebens. Doch welche Funktionen waren es genau, die die Kirche in jenem Regime, das oft als 'klerikalfaschistische Herrschaftsform' bezeichnet wird, einnahm? Welchergestalt war der Einfluss, den sie auf die Gesellschaft ausübte? Und welche Wirkung hatte dieser Einfluss im täglichen Leben? Diese Arbeit stellt den Versuch dar, die Rolle der Kirche im Franco-Regime zu skizzieren. Dabei lieferte die Darstellung von Walther L. Bernecker zur Religion in Spanien in der Fülle der Literatur zu diesem Thema eine grundlegende Orientierungshilfe. Im Rahmen einer im Wesentlichen chronologischen Darstellung der Entwicklung der Katholischen Kirche wird zunächst die Situation der Kirche nach dem Bürgerkrieg beschrieben. Um die Kodifizierung des Verhältnisses von Staat und Kirche zu erklären, folgt eine Beschreibung des Konkordats und seiner konkreten Auswirkung in Spanien. Dabei muss darauf verzichtet werden, die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem franquistischen Regime genauer zu erläutern. In den folgenden drei Kapiteln wird die Einflussnahme der Kirche auf die Gesellschaft beleuchtet. Im Einzelnen interessieren uns dabei vier Bereiche: Die Sexualrepression durch die Kirche, das von ihr propagierte Frauenbild, ihre Beziehungen mit der Arbeiterschaft und der Einfluss einer kirchlichen Organisation, des Opus Dei, speziell auf die Wirtschaft. [...]

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