Die Körpergröße der Menschen in der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas und ein Vergleich ihrer anthropologischen Schätzmethoden

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Methode und dem Ergebnis von Schätzungen der menschlichen Körperhöhe für die Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Moderne. Es werden die verschiedenen Schätzformeln beleuchtet und Fragen ihrer praktischen Umsetzung. Die weit verstreut publizierten Formeln sind in einem Anhang übersichtlich zusammengestellt, die verschiedenen Messstrecken werden anhand von Fototafeln veranschaulicht. Aus dem Vergleich der Ergebnisse werden Empfehlungen für die Auswahl der besser geeigneten Formeln abgeleitet. Der oft benannte Effekt 'die Menschen werden immer größer' ist von der Jungsteinzeit bis zur Moderne geringer als vielfach vermutet, er beträgt nur wenige Zentimeter. Die populationsinterne Variabilität ist mit einer Spanne von 9 cm, in die jeweils zwei Drittel der Menschen fallen, bedeutender als die zeitbedingten Unterschiede. Der Größenunterschied zwischen Frauen und Männern liegt durch die Zeiten stabil bei im Mittel 12 cm. Bisherige Studien haben gezeigt, dass die populationsinterne Variabilität auch mit sozialen Unterschieden einhergeht, wonach 'arm und reich' sich im Mittel oft um etwa 3 cm unterscheiden. Im frühen Mittelalter besteht diese Beziehung nicht: die Lebensumstände auch der einfachen Leute waren so gut, dass sie eine hohe Körpergröße erreichten.

Der Autor ist Professor für Ur- und Frühgeschichte und Provinzialrömische Archäologie an der Universität Basel.

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