Die Konstitution der Macht

Der weitverbreiteten Skepsis gegenüber der Politik entspricht das Unvermögen, einen präzisen Begriff von Politik zu fassen. Der Grund dieses Defizits liegt in der ungeklärten Beziehung von Politik und Macht. Teils wird Politik als bloße Machtausübung denunziert, teils als Normierung der Macht überhöht. In beiden Ansichten erscheint der Zusammenhang verkürzt. In der Tat ist Politik im wesentlichen Machtausübung, aber als reflexive Gestaltung von Macht durch Macht, die eine normative Struktur generiert. Indessen leidet der Machtbegriff unter einer theoriegeschichtlich, insbesondere theologisch bedingten Reduktion auf das Moment von Herrschaft. Georg Zenkert zeigt dagegen in dieser sowohl historisch als auch systematisch angelegten Untersuchung, daß sich Macht prinzipiell in drei Dimensionen entfaltet: Macht ist erstens Handlungsvermögen, zweitens Herrschaft, und schließlich die konstitutive Macht einer Gemeinschaft. Im Austausch der Meinungen, im Recht und in Institutionen finden diese Dimensionen jeweils das ihnen adäquate Medium. Eine Normierung der Macht ergibt sich dann aus der Entwicklung des in der Macht angelegten Potentials der Handlungskompetenzen, der Ordnungsleistung und der Integration im Rahmen eines erweiterten Modells der Gewaltenteilung.

Geboren 1960; Studium der Philosophie und der Kunstgeschichte Tübingen und New York; 1988 Promotion, 2003 Habilitation für das Fach Philosophie; Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg; seit 2003 Mitglied der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität Tübingen.

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