Die Konstruktion von Fremdheit am Beispiel gesellschaftlicher Diskurse über jüdische Kultur in Deutschland nach 1989

Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Institut für Religionswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Es geht in dieser Arbeit um die Konstruktion 'jüdischer Kultur' in Deutschland nach 1989. Der Fokus liegt dabei auf den letzten 20 Jahren, weil seit dem Ende des Kalten Krieges, der Wiedervereinigung Deutschlands und der Öffnung des 'Eisernen Vorhangs' die Zahl der in der BRD lebenden Juden durch die Einwanderung osteuropäischer Juden enorm gestiegen ist. Dieser demographische Wandel ging (und geht) auf der einen Seite einher mit Tendenzen, die öffentliche Rolle der Juden neu zu bestimmen. Auf der anderen Seite spielen aber auch innerjüdische Identitätskonflikte eine Rolle. Parallel dazu ist das Interesse an jüdischen Themen in zahlreichen europäischen Ländern gewachsen; die Rede ist von einem 'Wiedererstehen jüdischer Kultur', gerade auch in Deutschland. Ausgehend davon soll untersucht welchen, welche Vorstellungen von 'jüdischer Kultur' in diesem Kontext (re-)produziert werden, und weitergehend, welche Motive und Implikationen dem zugrunde liegen. Dabei soll einerseits die historische Eingebundenheit bestimmter Stereotype und die Kontinuität tradierter Vorstellungen aufgezeigt werden. Andererseits soll in einem Ausblick der Konstruktionscharakter gegenwärtiger 'jüdischer Kultur' untersucht werden hinsichtlich der Chancen, die er möglicherweise für einen erweiterten Kultur- und Identitätsbegriff bietet. Der Fokus dieser Arbeit liegt dabei vornehmlich auf der 'Außenperspektive', in dem Bewusstsein, dass Juden so einmal mehr aus einem nicht-jüdischen Blickwinkel gesehen werden. Dies erscheint aber nötig, da es um die konstruierte Fremdheit jüdischer Kultur geht, die ihren Ausgangspunkt eben primär in einer nicht-jüdischen Wahrnehmung hat. Anschließend an die Forderung der Fremdheitsforschung, den Aufbau von Stereotypen und Vorurteilen zu untersuchen, soll also jüdische Kultur als Objekt einer exotisierenden und folklorisierenden Fremdwahrnehmung untersucht und der Frage nachgegangen werden, welche kulturellen Stereotype in der medialen Darstellung kursieren. Dies geschieht am Beispiel der medialen Rezeption der Jüdischen Kulturtage in Berlin. Diese sind deshalb besonders relevant, weil hier die Selbstrepräsentation der Jüdischen Gemeinde auf die gesellschaftlichen Erwartungen und Vorstellungen von 'jüdischer Kultur' treffen, so dass von einer wechselseitigen Beeinflussung ausgegangen werden kann.

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