Die Kriminalautorin als Beobachterin der zeitgenössischen britischen Gesellschaft und Kultur
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Inhaltsangabe:Einleitung: Bereits 1966 verfasste Richard Gerber einen Aufsatz, in dem er u.a. beschreibt, wie er während seiner Studienzeit im England der Nachkriegszeit erfuhr, dass Kriminalliteratur dort zu den drei meistgelesenen Literaturgattungen zählt: „There are only three kinds of books people read: romances, westerns and crime“, wurde ihm von einem Buchhändler mitgeteilt. Der Kriminalautor Robert Barnard schrieb 1980, dass z. B. Agatha Christie, die ‚Queen of Crime', mit einer halben Milliarde verkaufter Bücher nach der Bibel und Shakespeare die Autorin sei, deren Werke weltweit am meisten abgesetzt werden. Tatsächlich stehen auch heute noch zu dieser Gattung gehörige Bücher auf den Bestsellerlisten ganz oben. Stephen Knight bemerkt hierzu, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts und 25 Jahre nach Agatha Christies Tod bereits über eine Milliarde ihrer Romane verkauft worden seien. Außerdem zeige eine weltweit durchgeführte Schätzung, dass etwa ein Drittel der englischsprachigen Romanliteratur zum Genre der Kriminalliteratur gehöre. Hier lässt sich bereits ahnen, dass aufgrund der großen Vielfalt und Vielschichtigkeit der auf dem Markt vorhandenen Werke von Kriminalautoren die Definition des Genres ‚Kriminalliteratur' sowie seiner Subgenres ein nicht gerade einfaches Unterfangen ist. Knappe Definitionsversuche wie z. B. von Richard Alewyn stoßen aufgrund zu großer Überschneidungen und Ungenauigkeiten schnell an ihre Grenzen. Definiert man hingegen zu umfassend, geht dies auf Kosten der Übersichtlichkeit über die daraus resultierenden unzähligen Untergattungen wie u. a. bei Stephen Knight. Aus diesen Gründen soll in der folgenden Untersuchung lediglich die Hauptgattung ‚Kriminalliteratur' sowie die notwendigen Subgenres definiert werden, denen die behandelten Werke der ausgewählten Autorinnen zugeordnet werden können. Dass für diese Arbeit die Wahl auf ausschließlich weibliche Kriminalautoren der neueren Kriminalliteratur fällt, ist einem weiteren Phänomen dieses Genres zuzuschreiben. Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten wurde ein großer Teil der veröffentlichten Werke von Frauen verfasst. Dies ist nicht nur der Verdienst der Buchverlage und ihrer erfolgreichen Marketingstrategien, sondern auch des geschickten networkings von Kriminalautorinnen in Vereinigungen wie Sisters in Crime, die 1986 u. a. von Sara Paretsky gegründet wurde und 1996 das German Chapter Mörderische Schwestern hervorbrachte. Die Anfänge der Kriminalliteratur werden [...]