Die Muridiyya und ihr Einfluss auf die Politik des Senegals im 20. Jahrhundert

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Politik - Region: Afrika, Note: 2,0, Universität Leipzig (Institut für Afrikanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Begriffe Religion und Politik sind seit jeher eng miteinander verbunden. So ist aus der aktuellen Weltpolitik das Wort 'Islam' nicht mehr wegzudenken. Täglich demonstrieren uns Nachrichten über Religionskonflikte in der islamischen Welt, dass Religion bis heute eine bedeutende Rolle für die Politik eines Landes spielt. Aktuelle politische Debatten, z.B. die Integrationsfrage der zahlenmäßig steigenden muslimischen Bevölkerung in Deutschland zeugen ebenfalls von dieser Wechselwirkung. Auch in Afrika gingen Religion und Politik mitunter sehr enge Bindungen ein. In den letzten Jahrhunderten gewann der Islam im Zuge der Islamisierung zunehmend an Bedeutung. Von den weltweit über einer Milliarde Muslimen leben heute ein Drittel in Afrika, was dem afrikanischen Islam mehr Gewicht verleiht, als in der Weltöffentlichkeit bislang angenommen wird. Die Verbreitung des Islam begann bereits vor dem 11. Jh. durch den Fernhandel mit muslimischen Händlern entlang der Sahararouten. Der Reichtum, die Schriftkultur und das islamische Wertesystem der Araber beeindruckte die afrikanischen Herrscher, die recht bald zum Islam konvertierten und ihre eigenen religiösen Traditionen mit ihm vermischten. Vom 17. bis 20. Jh. folgte unter anderem durch militante Glaubenskriege (Djihads) und damit verbundenen neuen, streng islamischen Herrschaftsverhältnissen eine flächendeckende Ausbreitung des Islam in Nord- und Westafrika. Eine tragende Rolle übernahmen dabei islamische Bruderschaften (auch Sufi-Orden), die sich ab dem 12. Jh. zu hierarchisch strukturierten Glaubensgemeinschaften verfestigten und fortan in Nord- und Westafrika verbreiteten. Die wichtigsten unter ihnen waren und sind: Quadiriyya, Tidjaniyya und Muridiyya. (...) Meiner Arbeit liegen maßgeblich die Werke von Lucy Behrman und Roman Loimeier zugrunde, die beide ausführliche Untersuchungen über die Beziehung zwischen islamischen Bruderschaften und der senegalesischen Politik liefern. Behrmans Feldforschung fand in den 60er Jahren statt und gibt deshalb nur Aufschluss über jene Zeit, während Loimeiers Abhandlungen aus dem Jahre 2001 auch die Präsidentschaft Dioufs miteinbeziehen. Des Weiteren stütze ich mich auf Rüdiger Seesemanns Werk über Ahmadu Bamba und die Entstehung der Muridiyya sowie auch auf die Forschungsergebnisse O´Briens in seinem 1971 erschienenen Werk The Mourids of Senegal.