Die 'Neue Frau' anhand des Romans 'Gilgi, eine von uns' von Irmgard Keun

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 2,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Abteilung für Neuere Deutsche Philologie), Veranstaltung: Grundseminar Epoche, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Wo wir aber auftauchten, kurzröckig, kurzhaarig und schlankbeinig, fuhren die Männer der älteren Generation zusammen und fragten: 'Was sind das für Geschöpfe?' Wir antworteten: 'Die neue Frau!'' Diese selbstbewusste Aussage ist, wie Drescher hervorhebt, jedoch bereits als 'Nachruf' 2 zu verstehen; sie bezieht sich auf einen verhältnismäßig schmalen Zeitraum in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, in dem ein auffälliger, auch öffentlich präsentierter Bewusstseinswandel eines Teils der jungen Frauengeneration deutlich wurde. Die Generation dieser um die Jahrhundertwende geborenen Frauen fand sich, im Gegensatz zu ihren Müttern, nicht mehr mit traditionellen Rollenzuweisungen ab, als Nur-Ehefrau und Mutter bei eingeschränkter Sexualität und unterdrücktem Begehren oder nur als ewiges Fräulein in beruflich zumeist untergeordneter Stellung und einer scheinbaren Selbstständigkeit. Die 'neuen Frauen' beanspruchten oder suchten zumindest Wege zur Eigenständigkeit ihrer Persönlichkeit (ohne Verzicht auf Mutterschaft); auf Weiblichkeit (ohne Kniefall vor bürgerlicher Doppelmoral) und auf berufliche Unabhängigkeit (ohne herablassende männliche Regie). Dieses Projekt war 1933 vorbei. Es wurde zerstört wie die Weimarer Republik selbst. Die neuen Machthaber propagierten ein neues, das alte, bürgerliche Frauenideal und setzten es durch. Als Irmgard Keun (Jahrgang 1905) zwei Jahre vor diesem Einschnitt ihren ersten Roman 'Gilgi, eine von uns' veröffentlichte, befand sich die Republik in ihrer finalen Krise. Der Zusammenbruch der internationalen Finanzmärkte 1929 und das mit dem wirtschaftlichen Niedergang stärker werdende agitatorische Trommelfeuer von links und rechts hatten den zwischen 1924 und 1929 aufkommenden Fortschrittsoptimismus und den Glauben an individuellen Erfolg schrumpfen lassen. 3 In dieser Stabilisierungsphase (1924 - 1929) hatten sich literarisch, künstlerisch, architektonisch und politisch Formen durchgesetzt, in denen auch und besonders weibliche Autoren zur Geltung kamen. Ihre zumeist nach 1929 veröffentlichten Arbeiten sind jedenfalls noch 'thematisch und stilistisch in den Trends der Stabilisierungsphase... verankert...'. [...]

Laura Anna Lieven, geb. Friedrichs, M.A., geb. 1982 in Essen; 2003-2009 Studium der Neueren und Alten Geschichte sowie Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf; seit 2009 Promotionsverfahren an der Universität Duisburg-Essen zum Thema "Der Weg des Katholizismus in die Moderne"; 2009-2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentelle Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Seit 2011 Lehrerin an einer Essener Grundschule für Sprachförderung im Rahmen der Förderleistungen des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) der Bundesregierung. Laura Lieven ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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