Die Obstruktionen in der Römischen Republik

Der Umgang der römisch-republikanischen Gemeinschaft mit Obstruktionen ist einzigartig in der Weltgeschichte. Es sind nicht nur zahlreiche Verzögerungs- und Verhinderungsversuche überliefert, manche Obstruktionsarten waren sogar als legitime Eingriffe in den Entscheidungsprozess allgemein akzeptiert. Gerade letztere erreichten ein erstaunliches Verhinderungspotenzial: Ein einzelner Amtsträger konnte im äußersten Fall dem versammelten römischen Volk auf glaubhafte Weise ankündigen, dass es während seiner Amtszeit keine neuen Gesetze geben werde. Die Existenz einer solchen Verhinderungsmacht und ihr dennoch über einen langen Zeitraum zurückhaltender Gebrauch sind erklärungsbedürftig. Frank Görne stellt erstmals die Frage nach der Bedeutung von Obstruktionen für die politische Kultur der römischen Republik. Er vertritt die These, dass Obstruktionen, insbesondere die Vetos von Volkstribunen, der Senatsaristokratie lange dazu dienten, in schwierigen Debatten zu einem Konsens zu gelangen. Mit den sich im Verlauf der späten Republik verhärtenden Fronten und eskalierenden Konflikten, wandelten sie sich jedoch zu Waffen im Kampf gegen den politischen Gegner.

Frank Görne ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Deliberation und das kollektive Entscheiden im republikanischen Rom und im klassischen Athen, die Eliten und Herrschaftsstrukturen in antiken Gemeinwesen sowie das politische Denken in der griechisch-römischen Antike.

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