Die Pest in Europa

Inhaltsangabe:Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den soziologischen Aspekten und Konsequenzen der großen Pest von 1348 - 1351. Kein Bereich des menschlichen Lebens blieb von den Auswirkungen der Seuche verschont. Durch das Auftreten der Epidemie verlor das Menschenleben so augenfällig an Wert und Bedeutung, daß jahrhundertelang gewachsene Normen plötzlich sinnlos erschienen. Die erlittene mentale Erschütterung äußerte sich in oft recht unterschiedlichen Reaktionen wie gesteigerter Religiosität, übergroßer Lebensfreude, Sucht nach Luxus und rücksichtslosem Egoismus. Behörden und Ärzte versuchten mit gutgemeinten, aber nur bedingt wirksamen Maßnahmen die Lage zu kontrollieren. Die Kirche, ohnehin schon in der Krise, büßte - nicht zuletzt durch ihre offensichtliche Ohnmacht gegenüber der Epidemie - viel von ihrer geistlichen Autorität ein. Die demographischen Veränderungen durch die Seuche führten zu einer Agrarkrise, in deren Folge das Bürgertum sowohl wirtschaftlich als auch politisch erstarkte und die alte Feudalschicht an Bedeutung verlor. Schließlich müssen auch die Verfolgungsphänomene und die sogenannten Geißlerbewegungen des Spätmittelalters in einem kausalen Zusammenhang mit der Pest gesehen werden. Bedingt durch den Ausbruch der Seuche kam es ?zu der bis dahin extremsten Judenverfolgung in Europa." Im folgenden sollen die komplexen Struktur- und Funktionszusammenhänge der damaligen Gesellschaft und ihrer Institutionen im Europa der Pestjahre 1348 - 1351 beschrieben und untersucht werden. In einem vorangestellten Teil wird kurz die krisenhafte Entwicklung Europas vor Ausbruch der Seuche aufgezeigt, um die historischen Zusammenhänge zu veranschaulichen. Anschließend werden Ursprung und Ursachen der Epidemie aus heutiger Sicht geschildert, gefolgt von einer knappen Darstellung des Krankheitsbildes. Aufbauend auf einer Schilderung der Situation Europas während des Wütens des Großen Sterbens werden schwerpunktmäßig die Auswirkungen und Begleitphänomene der Seuche dargelegt. Insbesondere sollen Aspekte und Konsequenzen im ökonomischen, gesellschaftlichen, soziologischen und religiösen Bereich bearbeitet werden. Der Herausarbeitung der soziologischen Erscheinungen während und nach der Zeit des Großen Sterbens soll das Hauptaugenmerk der Arbeit gelten. Darauf basierend soll der übergeordneten Fragestellung nachgegangen werden, ob und inwieweit das historisch-soziologische Phänomen der pestilenzialischen Seuche [¿]