Die Praxis zur Theorie. Friedrich Dürrenmatts 'Besuch der alten Dame' als Paradebeispiel seiner Komödientheorie

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Technische Universität Dresden (Professur für neuere deutsche Literatur und Kulturgeschichte), Veranstaltung: Gegenwartsliteratur in vier deutschsprachigen Staaten, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit möchte die von Friedrich Dürrenmatt aufgestellten Thesen seiner Komödientheorie am Beispiel seines Werkes Der Besuch der alten Dame untersuchen. In der 1955 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführten Komödie kommen seine in den beiden Aufsätzen Theaterprobleme und Anmerkung zur Komödie aufgestellten Thesen meisterhaft zur Anwendung. Dabei soll auch auf die Behauptung von der Unmöglichkeit der Tragödie und die Abgrenzung seiner Theatertheorie von Bertolt Brechts epischen Theaters eingegangen werden. In einer anschließenden Interpretation des Stücks werden die Theorien dann auf die unterschiedlichen Situationen und Gegebenheiten der Komödie, die im zerfallenen Güllen spielt, angewendet. Das letzte Kapitel wird eine Analyse der potentiellen Wirkung auf das Publikum, die das Stück birgt, enthalten. Die perfekt inszenierte Illusion einer heilen und realen Welt wird einschlägig mit Claires grotesker Erscheinung und absurden Angebot gestört. Die Zuschauer beobachten nun aus der Distanz heraus Ills schweren Weg zur Erkenntnis seiner Schuld und seinen tragischen Tod. ¿Das Subjekt hat [¿] Gerechtigkeit zu seiner eigenen Sache zu machen¿, denn die bestehenden Institutionen (Bürgermeister, Polizist, Lehrer, Arzt und Pfarrer) können keine Gerechtigkeit mehr schaffen, da sie sich anpassen, um im Strom der Zeit mitzuschwimmen. Dürrenmatt lässt am Ende offen, wie es mit den Güllenern weitergeht und genauso steht am Ende die offene Frage, ob der Zuschauer die durchaus versteckte Lehre in der Komödie erkennt und sie in dieser chaotischen und ungeordneten Welt für sich nutzen kann.