Die Privatisierung der Zukunft

'Die Länder Südeuropas müssen ihre Hausaufgaben machen!' So schallt es seit Jahren durch Politik und Medien. Die Frage jedoch, wer diesen Ländern die 'Hausaufgaben' aufgibt und wer eigentlich die Legitimität besitzt, darüber zu entscheiden, worin diese genau bestehen, findet merkwürdig wenig Beachtung. Die vorliegende soziologische Analyse versucht diesen Fragen mittels der Feld- und Habitustheorie Pierre Bourdieus auf den Grund zu gehen. Gerade die machtpolitischen Transformationsprozesse zwischen Politik und Finanzmärkten, die ihren Ausdruck in technokratischen 'Rettungsmaßnahmen' finden, stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchung. Dabei stechen besonders die Aushöhlung demokratischer Entscheidungsprozesse und die Entmachtung verfassungsrechtlich legitimierter Institutionen ins Auge. Im Lichte der vorliegenden Analyse scheinen große Teile zukünftiger Mehrwertproduktion mittels Kredit bereits gegenwärtig zumindest teilprivatisiert zu sein, so dass die möglichen Gestaltungsspielräume ganzer Gesellschaften auf alarmierende Weise zusammenschrumpfen können.