Die Reichenauer Evangelienbücher

Die im Scriptorium des Benediktinerklosters Reichenau entstandenen Handschriften zählen zu den Spitzenwerken der ottonischen Buchmalerei. Unter diesen Manuskripten finden sich acht, teilweise noch vollständig erhaltene Evangeliare, von denen einige zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gezählt werden. Mit ihren prachtvollen Miniaturen, die Szenen aus dem Leben Jesu oder die vier Evangelisten zeigen, den virtuos konzipierten Initialseiten und dem aufwendig kalkulierten Evangelientext bieten sie Anknüpfungspunkte für diese interdisziplinäre Untersuchung. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Anlagekonzepte, die potenziellen Spuren einer gottesdienstlichen Verwendung der Codices zur Verkündigung der Evangelienperikopen sowie das sowohl durch die Struktur als auch durch die Bildkonzepte der Handschriften visualisierte Offenbarungsverständnis. Aufgrund der beispielhaft erfolgenden Analysen der visuellen Organisation, der Erschließungssysteme und der Bildkonzepte der Reichenauer Evangelienbücher können die hier erarbeiteten Ergebnisse auch auf Evangeliare anderer Scriptorien übertragen werden.

Jochen Hermann Vennebusch ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter im Exzellenzcluster 2176 Understanding Written Artefacts an der Universität Hamburg, er wurde 2020 mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Hamburg promoviert.

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