Die Rolle der Erinnerung in Ror Wolfs 'Fortsetzung des Berichts'

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung: Die Vorgehensweise in meiner Arbeit wird sich so gestalten, daß in 2. zunächst über Ror Wolfs Rezeption der verwandten Bewußtseinskonzeptionen von Arno Schmidt und Peter Weiss die Kriterien herausgestellt werden, die für Ror Wolfs Konzeption des Erinnerungsbewußtseins in der Fortsetzung ausschlaggebend sind. Im Anschluß daran wird der Aufbau des Romans Fortsetzung des Berichts vorgestellt, dessen Gesamtstruktur sich aus diesen Kriterien erklären läßt. Im darauf folgenden 3. Kapitel wird mein dreistufiges Modell des Erinnerungsbewußtseins näher erläutert und direkt an den Text angelegt. Dabei wird deutlich, daß jeweils alle drei Stufen des Modells in jedem der drei Erzählstränge, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung, zu finden sind. Im gesamten 3. Kapitel meiner Arbeit werden die literarischen Mittel Wolfs zur Darstellung des Erinnerungsbewußtseins den breitesten Raum einnehmen. Dort, wo die Entwicklung der literarischen Form bereits in früheren Texten und den Frühfassungen, bzw. früher veröffentlichten Auszügen aus der Fortsetzung, ansetzt, oder aber in späteren Texten wiederaufgenommen wird, werden diese als Vergleichsmaterial herangezogen. Im Erinnerungsabschnitt werden psychologische und neurophysiologische Aspekte der Erinnerung möglichst zusammenfassend vorgestellt, aus denen sich Begriffe für die weitere Analyse des Erinnerungsbewußtseins in der Fortsetzung ableiten lassen. Da die Ich-Erzähler keine psychologisierten Erzählerfiguren sind, müssen sie abschliessend im Negativverfahren von der psychologischen Schablone abgegrenzt werden. Während des Erinnerungsprozesses ergibt sich eine thematische Verdichtung durch die Assoziations- und Variationstechnik, die um Gewalt, Autorität und Sexualität, aber auch ums Essen kreist. Hier bietet sich ein Einstieg in eine weiterführende Interpretation der Fortsetzung an, die der Bearbeitung von äußeren Vorgängen durch das Erzählerbewußtsein folgt . Im letzten Teil des 3. Kapitels tritt schließlich im Zusammenspiel von Erinnerung und Phantasie das Komische in Wolfs Prosa zutage, das sonst durch die Roheit der beschriebenen Handlungsdetails in der Fortsetzung meist in den Hintergrund verdrängt wird. Diese durchgängige komische Komponente ist mit dem Modell des Erinnerungsbewußtseins nicht systematisch zu erfassen. Dennoch soll im letzten Teilkapitel meiner Arbeit zumindest der Aspekt der Wolfschen Komik, der sich aus der speziellen Konzeption von Erinnerung in [...]