Die Rolle des Denkens in Ödön von Horváths "Ein Kind unserer Zeit"
Autor: | Schroll, Sophia |
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EAN: | 9783640172948 |
Auflage: | 002 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 24 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Veröffentlichungsdatum: | 28.09.2008 |
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Salzburg (Fachbereich Germanistik), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Den Roman Ein Kind unserer Zeit stellte Ödön von Horváth zu Beginn des Jahres 1938 fertig, so dass er in Teilen wohl gleichzeitig zu einer anderen, vom Umfang her um einiges größeren Arbeit Horváths entstand, nämlich Jugend ohne Gott. Der Autor erlebte das Erscheinen seines Werkes im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange im Sommer 1938 nicht mehr, da er bereits am 1. Juni in den Champs-Elysées in Paris von einem herunterstürzenden Ast erschlagen worden ist. Beiden Romanen ist nicht nur gemeinsam, dass sie bereits im selben Jahr von den Nationalsozialisten auf die ¿Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums¿ gesetzt wurden , sondern auch, dass sie beide das Leben im faschistischen Staat beschreiben. Diese Beschreibung erfolgt zwar beide Male in der Ich-Erzählung, jedoch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven; einerseits aus der Sicht des intellektuellen Lehrers bei Jugend ohne Gott und andererseits aus der Sicht des völlig systemkonformen Soldaten bei Ein Kind unserer Zeit. Axel Fritz, der in seinem 1973 erschienenen Werk Ödön von Horváth als Kritiker seiner Zeit besonders auf die Rolle Horváths als Zeitzeuge eingeht, äußert sich über dessen literarisches Schaffen folgendermaßen: ¿Horváth zeigt darüber hinaus auch die Hintergründe und Ursachen des äußeren Zeitgeschehens, das in seinem Werk eine so dominierende Rolle spielt: die soziale, geistige und moralische Konstitution des mittelständischen Spießbürgertums, sein aus Traditionalismus, Standesdenken, Egoismus und Dummheit geprägtes (falsches) Bewusstsein, das die politische Entwicklung zum Faschismus ermöglichen half.¿ Tatsächlich spielt das von Fritz erwähnte ¿falsche Bewusstsein¿ als Ursache für den Faschismus in beiden Werken eine große Rolle, denn schließlich durchlaufen beide Hauptfiguren einen ¿Bewusstseinswandel¿, der sie letztendlich dann dem Regime gegenüberstellt. Der Lehrer wandelt sich von einem ängstlichen Skeptiker des Systems zu einem öffentlichen Protestler, während der Soldat aufgrund seiner enttäuschenden Erfahrungen vom überzeugten Anhänger zum aggressiven Kritiker wird. Die immense Wichtigkeit des individuellen Denkens und Reflektierens, welches einem solchen Bewusstseinswandel unweigerlich zugrunde liegen muss, liegt auf der Hand. Daher soll auch die Rolle des Denkens in Horváths Roman Ein Kind unserer Zeit in Zusammenhang mit dem Bewusstseinswandel der Hauptfigur im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen.