Die Sachsenkriege Karls des Großen. Wie der Zweck die Mittel heiligte

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Universität Koblenz-Landau (Geschichte), Veranstaltung: Proseminar: Die frühmittelalterlichen Wurzeln Europas, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Kein anderer Krieg ist von den Franken mit ähnlicher Ausdauer, Erbitterung und Mühe geführt worden wie dieser.' Mit diesen Worten charakterisierte Einhard, der Hofbiograph Karls des Großen, die Sachsenkriege in seiner vielzitierten 'Vita Karoli Magni'. Ohne Zweifel, mit einer Gesamtdauer von knapp über 30 Jahren, die für die Eroberung Sachsens benötigt wurde, beschäftigten den Frankenkönig die nördlichen Nachbarn praktisch seine gesamte Regierungszeit. Die Einnahme der Eresburg sowie die Zerstörung der Irminsul, einer heidnischen Kultstätte in Gestalt einer Baumsäule, im Sommer 772, bildeten den Auftakt der grausamen und blutigen Sachsenkriege, als die sie in die Geschichte eingegangen sind. Den Höhepunkt der langwierigen Auseinandersetzungen markierte das Blutbad bei Verden an der Aller 782, an dem allein, wenngleich die Zahl eine maßlose Übertreibung der Reichsannalen darstellt, 4500 sächsische Rädelsführer hingerichtet wurden. Noch im Jahr 804 musste Karl, zu diesem Zeitpunkt schon Kaiser, ein letztes Mal vehement in Sachsen intervenieren, bevor der Gegner endgültig besiegt und unterworfen wurde. Aus dem hier kurz skizzierten Verlauf, den es im zweiten Kapitel näher zu betrachten gilt, ergibt sich zwangsläufig die Frage, warum Karl unter allen Umständen und unter bewusster Inkaufnahme eines enormen Verlustes - sowohl an Menschen als auch an Ressourcen - die Intention verfolgte, das benachbarte Volk der Sachsen zu besiegen. Um diese Frage klären zu können, darf man den Konflikt nicht bloß vor dem Hintergrund der Profanpolitik betrachten, sondern muss die religionspolitische Komponente, welche die entscheidendere war, miteinbeziehen. Karl der Große verstand sich nämlich nicht bloß als Kriegskönig, wie es auch für alle anderen frühmittelalterlichen Könige typisch war, sondern sah sich ferner als Beschützer bzw. Anführer der Christenheit, respektive als von Gott eingesetzter Herrscher, dem es oblag, den Glauben zu verteidigen. Unter Betrachtung dieses Sachverhalts lässt sich das Handeln des Frankenkönigs besser nachvollziehen. Eine Niederlage gegen die paganen Sachsen hätte den Eindruck erweckt, dass er die Gunst Gottes nicht mehr länger erhielt und somit kein legitimer König mehr war, was ihn die Unterstützung des fränkischen Volkes und seines Heeres gekostet hätte.