Die Semantik der neuen deutschen Außenpolitik

Dass sich die deutsche Außenpolitik seit der Vereinigung verändert hat, wird heute kaum noch bestritten. Strittig bleibt aber, wie diese Veränderungen angemessen zu beschreiben sind. Dieser Band rekonstruiert den Gebrauch von Schlüsselbegriffen im außenpolitischen Diskurs Deutschlands. Der neu entwickelte Forschungsansatz der Vokabularanalyse eröffnet dabei eine ungewohnte Perspektive auf die Veränderungen der vergangenen zwanzig Jahre. Durch anschauliche Beschreibungen des Gebrauchs von Begriffen wie Normalität, Interesse oder Verantwortung werden bemerkenswerte Verschiebungen im semantischen Netz deutscher Außenpolitik sichtbar. Zahlreiche prominente Redensweisen, wie etwa die Verklausulierung des Anspruchs auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat als 'Bereitschaft mehr Verantwortung zu übernehmen', werden wie Mosaiksteine zu einem größeren Gemälde zusammengefügt, das auf seltsame Weise vertraut und irritierend zugleich wirkt.

Dr. Gunther Hellmann ist Professor für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Christian Weber ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Frank Sauer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr München und Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.