Die Sondergutgleichnisse im Lukasevangelium

Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 1,5, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen¿1 (Mk 4,2) lautet die Feststellung über die Art Jesu, zu seinen Jüngern und zum Volk zu sprechen. Dass diese Form der Rede klug gewählt war, zeigt sich daran, dass das ¿ganze Volk dauernd um ihn war und sich keines seiner Worte entgehen lassen wollte¿2 (Lk 19,48). Was aber ist ein Gleichnis? Und was ist das Besondere an dieser Redeform? Diese Fragen lassen sich schwer in wenigen Sätzen beantworten, weil Gleichnisse von verschiedenen Standpunkten betrachtet werden können, von denen aus die oben gestellten Fragen zu unterschiedlichsten Antworten führen. Aus religionspädagogischer Sicht liegt der Vorteil der Gleichniserzählungen sicherlich zum einen in ihrer Kürze und Prägnanz, zum anderen in deren Bildhaftigkeit, deren Intention und nicht zuletzt in der Aktualität der Themen, die in den Gleichnissen zur Sprache kommen. Die Ansätze der Wissenschaft sind mannigfaltig: Zum Teil wurden strenge Unterteilungen innerhalb der Gleichnisse vorgenommen, es wurde versucht, die Überlieferungsschichten zu durchdringen, um so zum ersten Sitz der Gleichnisse im Leben Jesu zu gelangen und sie von dort aus zu interpretieren, die Frage nach den Adressaten und dem historischen Kontext der Gleichnisse wurde von manchen für wichtig erklärt, andere hingegen betonen die relative Autonomie der Gleichnisse als Kunstwerke auch die Bedeutung der Metaphorik der Gleichnisse wurde hinterfragt. Versuche, die Sprecher- Hörer- Relation für die Gleichnisse zu bestimmen, wurden unternommen, die Gleichnisse wurden auf ihre Semiotik und Pragmatik hin untersucht und unter literaturwissenschaftlichen Aspekten erforscht. Fest steht, dass die überlieferten Gleichnisse Jesu uns nach wie vor begegnen und beschäftigen. Auffällig ist, dass gerade einige der umfangreichsten und populärsten Gleichnisse zum lukanischen Sondergut gehören, wie beispielsweise das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37) oder das vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32). Daraus ergibt sich die Frage, welche Intention den Autor des dritten Evangeliums dazu bewegte, diese Worte Jesu, die ihm weder aus dem Markusevangelium noch aus der Logienquelle (Q) bekannt waren, in sein Werk aufzunehmen.