Die Stellung der Frau in der kretischen Gesellschaft der Archaik und Klassik nach der Großen Gesetzesinschrift von Gortyn

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Universität Bielefeld (Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, ob und inwiefern kretische Frauen eine übergeordnete Stellung in den patriarchalisch strukturierten Gesellschaften der kretischen "poleis" einnahmen. Dazu soll herausgearbeitet werden, welche rechtlichen Merkmale aus einer bekannten Gesetzesquelle, dem Recht von Gortyn, zur soziopolitischen Stellung von Frauen auf Kreta führten. Es wird aufgezeigt, welche Rollen Frauen durch den Gesetzgeber zugeschrieben wurden und wie weibliche Bürger zur Gesellschaftsstruktur im vorgegebenen rechtlichen Rahmen beitrugen. Des Weiteren besteht ein Anliegen darin, eine etwaige Autonomie respektive emanzipatorische Tendenzen darzustellen. Griechenland bestand in der Antike aus einer Vielzahl einzelner Stadtstaaten, genannt "poleis". Diese stellten eigenständige Gemeinwesen unterschiedlicher Größe und Bevölkerung dar, die eine eigene politische Ordnung, Kulte, Feste, Münzen und Gesetze hatten. Die Insel Kreta ist in den Altertumswissenschaften insbesondere für die minoische Palastkultur und dessen Untergang bekannt. Dennoch sind die Gesellschaften der kretischen "poleis" ein wichtiger Indikator für Fragen, die die soziopolitischen Organisationen ebendieser betreffen, was durch zahlreiche Inschriften von Gesetzestexten gestützt wird. Die formelle und juristische Organisation auf Kreta wird insbesondere durch die Große Gesetzesinschrift von Gortyn erfahrbar. Das Recht von Gortyn brachte eine erkennbare Entwicklung hervor, die immanent einen neuen Rechtszustand förderte: die freie Willensentscheidung.