Die Stilanalyse nach dem abweichungsstilistischen Ansatz von Michael Riffaterre

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,1, Universität Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Gedanke nimmt durch die Sprache Gestalt an. Sprachliche Mittel dienen in erster Linie dem Gedankenaustausch zwischen Menschen. Zu diesem Zweck nutzen wir unser Sprachmaterial meist ohne tiefere sprachliche Überlegungen. Wir beachten die Sprachformen, mit denen wir unsere Gedanken ausdrücken, nur soweit, wie es notwendig ist, um das Verständnis beim Gesprächspartner zu sichern. Unsere Konzentration ist auf den Denkinhalt gerichtet und nicht auf dessen sprachliche Form. Anders verhält es sich beim literarischen Autor, der die Sprache bewusst formt. Er sucht nach Sprachformen, die dem Inhalt einen treffenden ästhetischen Ausdruck verleihen. Diese bewusste Arbeit an der Sprache wird als Stilisieren bezeichnet. Die Frage nach dem Wesen des Stils spielt bereits seit dem Altertum eine bedeutende Rolle. Dennoch sind wichtige theoretische Grundfragen der Stilistik auch heute noch stark umstritten. Ein grundlegendes Problem ist die Frage nach der Form, in welcher der Stil auftritt. Mit diesem Streitpunkt beschäftigt sich eine große Zahl von Stildefinitionen. Eine empirische Untersuchung der stilistischen Merkmale eines Textes und ihrer Rezeption durch den Leser bedarf einer Definition des Stils. Breites Interesse hat in der Fachliteratur die Theorie der Abweichungsstilistik gefunden, die der Gegenstand dieser Arbeit ist. Die Abweichungsstilistiker bezeichnen Stil als Abweichung von einer Norm. Bei der Aufstellung von Stilnormen und Abweichungen muss der Leser entscheiden, ob eine Äußerung in einem bestimmten Sprach- und Situationskontext üblich, vorhersehbar oder unüblich, unvorhersehbar ist. Ein solches Urteil trifft dieser aufgrund seiner Spracherfahrung. Demnach ist ein Stilurteil eine Aussage über die Häufigkeitsverteilung sprachlicher Merkmale in gewissen Kontexten.