Die Tagelieder Wolframs von Eschenbach. Konflikt zwischen höfischer Gesellschaft und Liebe bei Wolfram von Eschenbach

Fachbuch aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (Institut für Germanistik: Literatur, Sprache, Medien), Veranstaltung: Mediävistik Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Ausarbeitung soll die Tagelieder (Tl.) Wolframs von Eschenbach vor dem Kontext der höfischen Gesellschaft des Minnesangs untersuchen und thematisieren, inwieweit das Verständnis Wolframs von Liebe mit dem der höfischen Gesellschaft kollidiert. Dabei soll zuerst auf Wolframs Liebesmotive in den Liedern eingegangen werden, bevor die Gegensätzlichkeit der Minnekanzone zum Tl. im Fokus steht. Dazu wird der Kontext Tageliedrezeption betrachtet und versucht, eine abschließende Positionierung der Lieder im Feld des Minnesangs zu machen. Hierzu wird aus den Liedern I den morgenblick, II sîne klâwen, und V von der Zinne, nach der Ausgabe des Minnesangs Frühling zitiert. Die ¿Entstehung der Lieder und deren Abfolge und Verhältnis zueinander¿ liege im Dunkeln, und man müsse ¿etwas Spekulation riskieren¿, wie Backes postuliert. Daher soll diese Ausarbeitung die Fragen nach der Entstehungsreihenfolge bewusst ausklammern. Wenn man die Struktur Wolframs Tl. beobachtet sind diverse Kriterien auffällig: Das Tl. folgt einem epischen Aufbau, was im Hinblick auf Wolfram als begnadeten Epiker (Parzival, Willehalm, Titurel) nicht verwunderlich ist. Weiter wird das Fehlen des lyrischen Ichs als bezeichnend für die Zuschreibung zum Genre Objectif erklärt und legt eine Nähe zur Frauenklage bzw. zum Wechsel fest. Außerdem ergibt sich eine Künstlichkeit der Situation durch die Rede des Wächters zu den Liebenden, was v. a. in Lied V durch den Wächterruf ¿von der Zinne¿ (V 1,1) als Paradoxon heraustritt, im lauten Rufen und Präsenz des Wächters, um dadurch die Heimlichkeit der Minne zu wahren. Insgesamt besteht ein hoher Anteil an Figurenrede bzw. Dialogen, was auch durch das fehlende lyrische Ich bedingt wird. Zu diesem Aspekt soll im 3. Kapitel die Frage nach Authentizität und Rollenverständnis des Sängers im höfischen Umfeld thematisiert werden.