Die Theorieunabhängigkeit von Tatsachen und Wahrheiten. Zur Relevanz einer Philosophie des Gewöhnlichen

Natürliche Sprachen in Analogie zu erklärenden Theorien zu sehen, wird als ein szientistisches Missverständnis gedeutet, das im gegenwärtigen semantischen Holismus verbreitet ist. Auch philosophische Texte allein als explanatorische Theorien zu verstehen, stellt ein Missverständnis dar, das philosophiehistorisch in die Irre führt und die Agenda für die Gegenwartsphilosophie unnötig verengt. Es wird dafür argumentiert, dass ein Unterschied zwischen wissenschaftlicher Gewissheit und alltäglicher Selbstverständlichkeit besteht und im Sinne von Tarski verschiedene Wahrheitsbegriffe für formale und natürliche Sprachen zu unterscheiden sind. Nur so kann Wahrheitssuche im Alltag und der Kunst verständlich werden. Die Absage an eine Engführung von explanatorischer Theorie und natürlicher Sprache führt, wie mit Dale Jacquette gezeigt wird, zu einer neuen Sicht der begrifflichen Form von Wahrnehmungen: Sie sind nur als Bestandteile wissenschaftlicher Erfahrung theoriegeladen, ansonsten durch andere Formen des gewöhnlichen Lebens strukturiert.

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