Die Toten sammeln sich am Wasserhahn

Siegfried hätte gerne rote Haare wie sein Freund Franz. Aber auch Franz ist nicht zu beneiden, wenn ihn sein Vater wieder mal windelweich prügelt. Wie wird das wohl werden, wenn Siegfrieds eigener Vater aus der Gefangenschaft heimkehrt? In drei Tagen soll es soweit sein, aber zuerst muss Siegfrieds Mutter dafür sorgen, dass Onkeln Wilhelm verschwindet, der in letzter Zeit so oft bei ihnen übernachtet hat und immer Kaugummi und Schokolade mitbringt. Zwischen dem humanistischen Gymnasium, Indianerkämpfen und seinen eigenen Erinnerungen an Krieg und Kriegsende, beobachtet Siegfried mit dem unbestechlichen Blick des Heranwachsenden die merkwürdige Welt der Erwachsenen, in der Lebensmittel gehamstert und Mahlzeiten gestreckt werden. Eine Welt, in der das Gestern noch nicht lange her ist, obwohl auf einmal niemand ein Nazi gewesen sein will. Atmosphärisch dicht und aus der eigenen Biografie schöpfend erzählt Eberhard Kapuste von den entscheidenden drei Tagen im Leben des Jungen und vermittelt ein eindringliches Porträt einer Zeit des Dazwischen, nach Kriegsende und vor der Währungsreform.

Eberhard Kapuste ist Jahrgang 1937. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Berlin, nach ihrer Ausbombung im Sommer 1943 zog die Familie zur Verwandtschaft nach Oberbayern, zunächst Holzkirchen, dann Unterpfaffenhofen-Germering. Abitur am Wittelsbacher Gymnasium in München. Militärische Laufbahn als Offizier der Bundeswehr.