Die Umkehr der konventionellen Geschlechterkonzeption des 18. und 19. Jahrhunderts in Kleists Trauerspiel 'Penthesilea'

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2,0, Universität Potsdam (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Jungfrau in Waffen - Schiller, Kleist, Hebbel, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit wird der Frage nachgehen, welche Weiblichkeits- bzw. Geschlechterkonzeption der bürgerlichen Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhundert zugrunde lag und warum diese Rollenkonzeption mit Kleists Konzept eines autonomen Frauenstaates unweigerlich kollidieren muss. Die im 19. Jahrhundert und weit bis ins 20. Jahrhundert herrschende Dichotomie der Geschlechter, hob Kleist immer wieder in seinen Stücken auf. Meist nur minimal, in seiner 'Penthesilea' hingegen geradezu brachial. Kleists Königin der Amazonen entspricht ganz und gar nicht dem im 19. Jahrhundert gängigen Weiblichkeitsideal, welches das Glück der Frau in der privaten, häuslichen Sphäre verortet, wohingegen der Platz des Mannes die öffentliche Sphäre ist, in welcher er sein Glück in der Anerkennung für seine geleistete Arbeit finden sollte. Mit seiner Protagonistin Penthesilea, welche in einem Staat geboren und sozialisiert wurde, in dem Männer nur Kriegsbeute sind und ausschließlich der Fortpflanzung dienen, verkehrt Kleist die gängigen Geschlechterrollen ins Gegenteil. Im Laufe der Tragödie gerät Penthesilea mit der ihr von der Amazonengesellschaft zugewiesenen Rolle und der von ihr, nach dem Entflammen ihrer Liebe zu Achill, ersehnten Rolle in einen Konflikt, dessen Ende aufgrund seiner bestialischen Grausamkeit für den bürgerlichen Rezipientenkreis des 19. Jahrhunderts derart erschreckend wirkte, dass man zunächst äußerst ablehnend auf sein Werk reagiert hat.