Die Unternehmung als ein soziales System.

Folgt man der traditionalen Mikroökonomie, ist die Unternehmung durch eine Produktionsfunktion repräsentiert, die eine dem unternehmerischen Handeln vorausgesetzte Input- und Outputbeziehung darstellt. Dieses Idealbild der Unternehmung, in der alle Faktoren harmonisch zusammenwirken, in der die Effizienz garantiert erscheint und keine sozialen Konflikte mehr auftreten können, gilt allerdings nur unter einer zentralen Voraussetzung, nämlich der, daß der betriebliche Leistungsprozeß primär als ein technisch determinierter Prozeß aufgefaßt wird und alle Faktoren in einer Weise fungieren, als ob sie technische Faktoren wären. Anders verhält es sich, wenn das Unternehmen nicht nur als ein technisches, sondern auch als ein soziales System interpretiert wird, wenn also auf die Eigentümlichkeit des »lebendigen« Produktionsfaktors, der im Unternehmen arbeitenden Menschen, abgestellt wird. Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, das Verständnis der Unternehmung als einem sozialen System zu vertiefen, das durch konfligierende Interessen, strategisches Konflikt- und Kooperationsverhalten der am betrieblichen Leistungsprozeß beteiligten Akteure und durch latente Macht- und Informationsasymmetrien charakterisiert ist. Diese Perspektive erfordert eine differenzierte Analyse menschlicher Ziele, Bewertungen und Interaktionen, die einen Zugriff auf arbeits- und sozialpsychologische, arbeitsrechtliche und sozialökonomische Forschungsresultate erfordert. Aus diesem Grund wendet sich das Buch auch nicht nur an Fachökonomen, sondern gleichermaßen auch an Arbeits- und Organisationspsychologen, Arbeits- und Betriebssoziologen und Juristen.