Die Unterweisung des Blicks

Um 1800 entstand im deutschsprachigen Raum ein neues, von der Forschung bislang nicht als solches beschriebenes visuelles Regime, das die Sehgewohnheiten von Wissenschaftlern und Künstlern bis in die Moderne hinein prägte. Tobias Teutenberg zeigt: Die Ursprünge dieses Regimes liegen in der Anschauungs- und Zeichenpädagogik, wo Didaktiker wie Johann Heinrich Pestalozzi auf mathematischer Grundlage normative Methoden zur Systematisierung des Sehens entwickelten. Durch Publikationen und Atlanten verbreitete sich ihr pädagogischer Wahrnehmungsstil weiträumig. Er fand nicht nur Eingang in die Bildungssysteme der Zeit, sondern auch in Beobachtungsdisziplinen wie der Kunstgeschichte, Psychologie und bildenden Kunst.



Tobias Teutenberg (Dr. phil.), geb. 1984, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Kunstgeschichte und wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in München.