Die Verführung der Erinyen

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: keine, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Seminar für deutsche Literatur und Sprache), Veranstaltung: Verführungs-Künste, Sprache: Deutsch, Abstract: Dieser Untersuchung liegt im Wesentlichen die antike Tragödie Die Eumeniden des griechischen Dichters Aischylos zugrunde. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf der Verwandlung der mythologischen Rachegöttinnen, der Erinyen, in die freundlichen und wohlwollenden Eumeniden. Diese Verwandlung ist auch in soziologischer Hinsicht interessant, denn Aischylos¿ Werk deutet die gesellschaftspolitische und kulturelle Entwicklung des Landes an, den Wandel vom Kultischen bis zu ersten demokratischen Ansätzen und insbesondere die Stellung der Hauptstadt Athens in eben dieser Entwicklung. Daher wird hier am Beispiel der Erinyen ein Gesamtzusammenhang hergestellt, angefangen bei ihrem mythologischen Ursprung, bis hin zu ihrem Eingang in das Heilsgefüge der athenischen Polis. Im ersten Abschnitt wird die entstehungsgeschichtliche Rolle der Erinyen im Rahmen der mythologischen ¿Genesis¿ und besonders unter dem Gesichtspunkt der von Zeus konzipierten ¿neuen Weltordnung¿ anhand Hesiods Theogonie dargestellt. Diese Weltordnung soll die Überleitung zum ¿Hier und Jetzt¿ der Rachegöttinnen, zum Zeitpunkt der Niederschrift der Tragödie herstellen. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit den objektiven Merkmalen, dem äußeren Erscheinungsbild und den Assoziationen, die mit den Erinyen verknüpft sind. Dies geschieht zum besseren Verständnisses ihres gesellschaftlichen Images, welches die Grundlage der im vierten Abschnitt behandelten Notwendigkeit ihrer Verwandlung darstellt. Dort ist ein wichtiger Untersuchungspunkt, wer im Zuge der Gerichtsverhandlung um Orestes die Gewinner und wer die Verlierer sind und ob im Verlauf dieser Verhandlung tatsächlich eine Verwandlung, eine Überzeugung oder vielmehr eine Verführung der Erinyen stattfindet. Anders als Aischylos haben sich dessen Nachfolger Sophokles und Euripides der Blutschuld des Orestes literarisch angenommen. Welche Rolle bei ihnen die Erinyen spielen, steht im Mittelpunkt des vierten Abschnitts, welcher wiederum dazu gedacht, die Beweggründe Aischylos¿ herzuleiten und seine Tragödie in einem Lobgesang auf seine Vaterstadt Athen gipfeln zu lassen, denen sich der letzte Punkt der Betrachtung widmen wird.

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