Die Wandervogelbewegung im Konflikt mit der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreiches

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,7, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Poltitikwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar 'Soziale Bewegungen in Deutschland 1848-1933', Sprache: Deutsch, Abstract: Die Wandervogelbewegung in der Zeit von seiner Gründung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellt ein besonderes und einmaliges Phänomen dar. Die Jugend nutzte diese Bewegung, um sich auf die Suche nach einer neuen Identität zu begeben und in Opposition zu einer Gesellschaft, die von einer aufkommenden kalten industriellen Großstadtkultur und dem Festhalten an überkommenen Traditionen geprägt war, zu treten. Meine erkenntnisleitende Fragestellung ist hierbei die Frage, ob der Wandervogel eher als rückwärts gewandte oder als fortschrittliche Bewegung zu betrachten ist, d.h., ob die Bewegung sich in erster Linie von lange zurückliegenden Traditionen oder von völlig neuen Denkansätzen leiten ließ. In der vorliegenden Arbeit werde ich mich anhand von Sekundärliteratur und einigen wenigen Quellentexten mit dieser Frage beschäftigen, indem ich zunächst das Verhältnis des Wandervogels zur Moderne untersuche. Im Anschluss daran werde ich mich mit dem Verhältnis des Wandervogels zu bürgerlichen Institutionen und Wertvorstellungen befassen, um dann ein Fazit zu formulieren, in dem ich einen Rückbezug zu meiner Fragestellung herstellen werde. Weitere Aspekte, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind, welche aber den Rahmen dieser Arbeit übersteigen würden, sind das Verhältnis des Wandervogels zur Kirche1 oder zu anderen Jugendbewegungen.2 Bei meiner Untersuchung werde ich die Geschichte des Wandervogels in der Zeit nach 1914 vernachlässigen, da die Bewegung in dieser Zeit von ihren ursprünglichen Idealen abwich und immer mehr in die starken politischen Auseinandersetzungen jener Zeit hineingezogen wurde, wobei sie sich vor allem für völkisch-nationales Gedankengut anfällig zeigte.