Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Offshore-Finanzzentren.

Im Wettbewerb der Finanzmärkte nehmen Offshore-Finanzzentren wie Guernsey und Luxemburg eine Sonderstellung ein: Finanzinnovationen sowie liberale Rechtsvorschriften eignen sich dazu, Finanzunternehmen zur Auslagerung bestimmter Tätigkeitsfelder in Finanzplätze zu bewegen, die nicht in traditionellen Wirtschaftszentren, sondern offshore liegen. Die Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Offshore-Zentren setzt beim Vergleich ihrer Standortkonditionen an. Wie das Beispiel Luxemburg zeigt, sind Offshore-Zentren selbst in supranationalen Strukturen wie der EU möglich, wo Finanzmarktliberalisierung und Rechtsangleichung forciert vorangetrieben werden. Von den europäischen und internationalen Harmonisierungsbemühungen geht zugleich eine Sogwirkung auf Dritte (z. B. die Kanalinseln) aus, die am Zustandekommen dieser Regelwerke nicht beteiligt sind. Der Tendenz der Übernahme internationaler Onshore-Aufsichtsstandards durch Offshore-Zentren (offshore follows onshore) steht dabei im Bereich der Produktinnovation die umgekehrte Entwicklung zum onshore follows offshore gegenüber. Die europäischen Offshore-Finanzzentren werden auch zukünftig wettbewerbsfähig sein, wenn sie sich den internationalen Herausforderungen stellen. Hierzu zählt einerseits das Festhalten an einem liberalen Steuersystem. Auf der anderen Seite gehört aber auch die Bereitschaft dazu, angemessene Finanzmarktaufsichtsregeln zu übernehmen. Dies kann - wie im Falle Luxemburgs - im Wege supranationaler Zusammenarbeit geschehen oder, wie das Beispiel der Kanalinsel Guernsey zeigt, durch freiwilligen, den Bedürfnissen des Offshore-Zentrums angepaßten Nachvollzug internationaler Aufsichtsstandards.

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