Die Wissenschaftskultur der Staatsrechtslehrer

Vor einhundert Jahren wurde die Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer gegründet. Die Studie widmet sich unter einem wissenschaftssoziologischen Blickwinkel der Kulturgeschichte dieser wissenschaftlichen Fachgesellschaft, also Gegenstandsbereichen jenseits von fachwissenschaftlichen Problemen. Sie beschreibt im Spiegel der Geschichte seit 1922 Voraussetzungen und kulturelle Kontexte einer Mitgliedschaft und, vor dem Hintergrund einer spezifischen fachlich veranlassten Nähe und Distanz zu Staat und Politik, damit verbundene politisch imprägnierte Aufnahmekontroversen. Sie zeichnet die aristokratischen Vereinsstrukturen mit der großen Gestaltungsmacht des Vorstandes im Blick auf die Personalentscheidungen und die wissenschaftliche Themensetzung nach. Zudem diskutiert sie charakteristische Eigenarten der Jahrestagungen, bei denen ungeachtet ihrer intensiven fachpublizistischen Umrahmung unverändert nichtöffentliche Plenarveranstaltungen nur für die Mitglieder im Zentrum stehen, auch wenn die Diskussionen in unvergleichlicher Vollständigkeit stets zeitnah veröffentlicht werden. Helmuth Schulze-Fielitz arbeitet die verborgenen Besonderheiten dieser mündlichen Aussprachen heraus. Erkennbar wird eine sehr eigene fachgesellschaftliche Kultur. Ihre herkömmliche deutschsprachige Internationalität hat sich in neuerer Zeit vorsichtig geöffnet und deutlich i.S. einer personalen, politischen und wissenschaftlichen Pluralisierung ? auch im Blick auf den Umgang innerhalb der Vereinigung ? verändert, ohne dass die Vereinigung ihre Einzigartigkeit verloren hätte.

Geboren 1947; bis 2012 Ordinarius für Öffentliches Recht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften an der Universität Würzburg.

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