Die Workload im Bachelor: Zeitbudget und Studierverhalten.

Ausgehend von drastisch gestiegenen Abbrecherquoten und einer verstärkten Nachfrage nach Studien- und psychologischer Beratung stellt sich die Frage nach den Ursachen für diese Entwicklung, die in der Studie ZEITLast beleuchtet werden sollen.
Der Diskurs über den Bachelor ist von widersprüchlichen Behauptungen bestimmt, deren Geltung erst durch empirische Forschung aufgeklärt werden kann. In Zeitbudget-Analysen, Befragungen, Interviews und Zeitmanagement-Seminaren wurde festgestellt, dass die Zeit, die Studierende in das Studium investieren, im Mittel viel geringer ist, als in früheren Befragungen ermittelt wurde, und weit unter den von Bologna geforderten Werten liegt. Studierenden, die über eine zu hohe Belastung klagen, ist in der Regel nicht bewusst, wie wenig Zeit sie für das Lernen aufgewendet haben: Subjektive Wahrnehmung von Lernzeit und tatsächlich investierter Lernaufwand fallen auseinander.
Die Studie hat sich auch zu einer Methodenkritik an Befragungen entwickelt, da Befragungen offenbar Ergebnisse erbringen, die durch das Merkmal sozialer Erwünschtheit stark beeinflusst werden.
Berücksichtigt wird außerdem der aktuelle Stand im US-amerikanischen Bildungssystem, wo hohe Abbrecherquoten und ein mangelndes „academic engagement“ ebenfalls an der Tagesordnung sind. Impulse gibt die Studie für alle im Bildungsbereich Tätigen, die sich nicht mit der vorurteilsbehafteten Kritik am Bachelor-Studium begnügen möchten, sondern die die dahinter stehenden Probleme erkennen und konstruktive Lösungen wie das von den Verfassern vorgeschlagene Modell einer Lehrorganisation mit geblockten Modulen und einem aktiven Selbststudium weiterentwickeln möchten.