Die Wurzeln lang ziehen

In ihrem Memoir, ergänzt um rund dreißig Gedichte, erzählt die griechische Autorin Maria Topali von ihrer Mutterfamilie aus der Pontos- Region, Südküste des Schwarzen Meeres, in der sich vielschichtig die »Kleinasiatische Katastrophe « spiegelt: Höhepunkt waren der Brand und das Massaker von Smyrna; 1923 dann die griechisch-türkische Vereinbarung über den Bevölkerungsaustausch: die Vertreibung von 1,2 Millionen Griechen aus ihrer Heimat (heute Türkei) und 400 000 Muslimen aus dem heutigen Griechenland. Einziges Kriterium: die Religionszugehörigkeit. Das kollektive Trauma ist heute mehr denn je virulent. In ihrem Zeugnis der Makro- wie Mikrogeschichte stellt Topali, gegen Scham und Verschweigen ankämpfend, beide, die türkische wie die griechische Täterseite ins Scheinwerferlicht. Letztlich geht es ihr um ein Miteinander, wie es über Jahrtausende gelebt wurde. Mirko Heinemann sorgt für eine tragfeste historische Einordnung, die wiederum auch seine Herkunft einschließt.

Maria Topali, geb. 1964 in Thessaloniki, wuchs zweisprachig auf: griechisch und pontischer Dialekt. Sie schrieb immer schon Lyrik. Jurastudium in Athen und Frankfurt a. M als Stipendiatin der Daimler-Benz-Stiftung. Ist im Nationalen Zentrum fu?r Sozialforschung in Athen tätig; Veröffentlichung zahlreicher Gedichtsammlungen, Musiktheater- Libretti; Übersetzungen aus dem Deutschen: Rainer Maria Rilke Duineser Elegien; Herausgabe: Anthologie Griechischer Lyrik des 21. Jh. (Edition Romiosini 2018, griechisch: Antipodes 2020). Schreibt Literaturkritiken fu?r angesehene Zeitschriften. Lebt in Athen, wo auch ihre Töchter geboren sind.

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