Die Zauberflöte. Eine aufklärerische Oper?

Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Literatur und Kultur der europäischen Aufklärung, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Zauberflöte' ist wohl das erfolgreichste und bekannteste Werk von Mozart und der Operngeschichte weltweit. Oftmals wird das Werk auch als aufklärerische Oper bezeichnet. Inwiefern sich aufklärerisches Gedankengut in der 'Zauberflöte' finden lässt, soll in diesem Essay überprüft werden. Vorab scheint es mir sinnvoll, einen kurzen Blick darauf zu werfen, inwieweit die Aufklärung Auswirkungen auf die Musik ihrer Zeit hatte. Die Aufklärung wird auch als Zeitalter der Vernunft bezeichnet. Sie beschreibt die Kultivierung des kritischen Denkens. Im Zuge ihrer Rationalisierung mussten die Aufklärer jedoch eingestehen, dass es Dinge gibt, die sich der reinen Vernunft entziehen. Hierzu zählen u.a. die 'schönen' Künste, deren Bedeutung für das Wohl der Menschheit, genau wie in der Antike, auch in der Aufklärung hoch geschätzt wurde. So wie die Wissenschaften auf das Vermögen der Vernunft gestützt wurden, so legte man den schönen Künsten das Vermögen des Geschmacks zugrunde. Diese Fähigkeit sei dabei jedem Menschen angeboren und liege begründet in der Urteilskompetenz. Der Antike folgend, führten die Aufklärer die schönen Künste auf das Prinzip der Nachahmung zurück, d.h. jede der Künste ahmt auf ihre Weise die Natur nach. Aus diesen Voraussetzungen entwickelte sich ein neuer Geniebegriff. Unter einem Genie verstand man in der Aufklärung die Fähigkeit zu möglichst naturgetreuer Nachahmung. Hierbei hielt man die Möglichkeiten der Musik, Geräusche und Bewegungen der Natur abzubilden, für nebensächlich. Wichtiger waren den Aufklärern die Gefühle und Leidenschaften der Menschen, die die Musik nachahmen und erregen sollte. Das reine Handwerk wurde dabei herabgesetzt, was dazu führte, dass ganze Musikstile (darunter die italienische Oper und die Instrumentalmusik) ausgegrenzt wurden. Musik musste, wollte sie als schöne Kunst anerkannt werden, eine humane Qualität fühlbar machen. Diese erweise sich in ihrer Wirkung. D'Alembert, Rousseau und Diderot erkannten hierin ein Spezifikum der Musik. Keine andere der schönen Künste kann so unmittelbar und nuanciert Leidenschaften wecken wie die Musik, weshalb sie von den eben genannten als die wirksamste der Künste angesehen wurde.

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