Die Zweite Generation

Die Gedichte der 'Zweiten Generation' oszillieren auf der Zeitachse. Der Blick in die Vergangenheit richtet sich auf das väterliche ostjüdische Erbe der Autorin und sein Wirken in die Gegenwart. In einer säkularisierten Welt hinterlässt es seine Spuren in alten Träumen vom Orient, im Streben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, im Lauschen auf eine Antwort aus dem schweigenden Weltall. Aber auch in der allgegenwärtigen Gefahr, zum Opfer zu werden. Denn auch in der Gegenwart erwacht die menschliche Bestie in immer neuen Masken, um ihre alte Mordlust auszuleben. Ihr Nährboden ist die vergebliche die Suche nach einem Lebenssinn, die Illusion, Teil von etwas Bedeutungsvollem zu sein, selbst wenn die Anhänger der 'Bestie' dafür zu Mördern zu werden. Der Blick in die Zukunft spielt mit dem utopischen Potential der Seele; auf Figuren, die die 'Welt der Bestie' überschreiten, Gestalten aus einer Welt zwischen Tag und Traum: der Tänzer, der Exilant, die Prinzessin aus der Berliner Sagenwelt, die am Grunde des Sees schläft, die kleinen Mädchen im Winter, die nach Liebe rufen und der Engel in Gestalt eines Kneipenbesuchers, der diese Liebe in aller Stille in die Welt trägt.

Neliah Fuchs, geb. 1954 in Ulm, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache. Seit den 80er Jahren hat Neliah Fuchs ihre Texte in zahlreichen Music & Poetry-Programmen vorgestellt. In Kooperation mit Jazz- und Electronicformationen, darunter 'Out of Rail' mit dem Jazz-Kontrabassisten Jack Lear und 'Galacticat' (mit dem Elektroniker und Percussionisten Noah Fuchs), entwickelte sie ihren eigenen Rezitationsstil, eine Mischung aus Lesung und Sprechgesang.