Die angeklagte Orchidee: Kriminalroman

Die purpurne Dunkelheit schien von einer nebulösen Andeutung des Schönen erfüllt zu sein. Lange Bänder und Seile von Blüten hingen wie Sterne, die sich in einem blauen See spiegeln. Als sich das Auge an die Düsternis gewöhnt hatte, schienen sich diese Blüten auszudehnen und zu verschönern. Eine große orangefarbene Kugel schwebte auf einem violetten Nebel, ein rosafarbener Fleck schwamm gegen eine undurchsichtige Fensterscheibe wie ein Schwarm Schmetterlinge. Draußen war das kehlige Tosen des Piccadilly deutlich zu hören, drinnen herrschte neblige Stille und die beruhigte und verwöhnte Atmosphäre des Orients. Dann streckte sich eine lange, schlanke Hand aus - eine Hand mit Juwelen darauf - und die ganze riesige Kuppel wurde in strahlendes Licht getaucht. Die elektrischen Glühbirnen hatten ausnahmsweise ihre grelle Aufdringlichkeit verloren. Es gab Dutzende von Lampen, aber jede einzelne war mit triefenden Blumen und Blättern behangen, bis sie wie ein nebliger Mond hinter den Baumwipfeln wirkten. Und die Blüten hingen überall - Tausende und Abertausende von ihnen, rot, blau, orange, cremeweiß, phantastisch in Form und Farbe, mit einer teuflischen Anziehungskraft, wie sie nur Orchideen besitzen. Oben auf dem Dach lugten aus einer schwachen Dampfwolke weitere Blüten in Purpur und Azur hervor. Als Sir Clement Frobisher zu der erstaunlichen Schönheit seines Orchideenhauses beglückwünscht wurde, bemerkte er zynisch, dass ihn diese Torheit von Anfang bis Ende über hunderttausend Pfund gekostet hatte. Er war ein Mann ohne einen einzigen großzügigen Impuls oder ein Gefühl der Rührung; die Liebe zu Blumen war die einzige Schwäche, die ihm die Vorsehung gewährt hatte, und er hielt sie für das Geld. Sie konnten Sir Clement Frobisher ausrauben oder ihn betrügen oder anlügen, und er würde Sie weiterhin zum Essen einladen, wenn Sie ein hinreichend amüsanter oder besonders schurkischer Bursche waren, aber wenn Sie beiläufig eine seiner unbezahlbaren Cypripedien pflückten...!