Die brennende Tante

Vom Lageristen der Ewigkeit, von der unheimlichen Anprobe, vom mörderischen Gemeinsinn, vom unerfahrenen Teufel, vom Vater, der auszog, uns das Verschwinden zu lehren, von einer Verklärung an Wurstsalat, von jämmerlichen Paradiesen, von Bauchpinseleien, vereinsamten Göttern, unheimlichen Wohltätern und andere Geschichten.

Ich wurde geboren zu Beginn des großen Reibach, als so gut wie jeder auf die Welt kommen wollte. Gleich bei der Geburt bekam ich die Kindheit, an welcher ich bis weit in die Pubertät hinein laborierte. Meine Eltern, das sollte ich noch erwähnen, bestanden aus Vater und Mutter. Dies war damals durchaus nicht üblich, die Eltern des Nachbarkindes bestanden beispielsweise aus Mutter und Gärtner. Allerdings waren die Nachbarn reiche Leute, die so gut wie alles vom Personal erledigen ließen. Meine Eltern dagegen waren arm und sparsam, was immer man selber machen konnte, wurde selber gemacht. Ich bekam nicht einmal eigene Namen, sondern musste die meines Vaters auftragen. 'Einen Namen nach deinem Geschmack kannst du dir zulegen, wenn du einmal groß' bist, sagte man mir. Wie groß ich dazu sein müsse, sagte man mir nicht, wohl um mein Wachstum anzuregen. So wuchs ich aufs Geratewohl, gab dies aber bald zu Gunsten interessanterer Tätigkeiten auf, beispielsweise meine Umwelt nach eigenem Gusto zu benennen. Zu den Namen fanden sich schnell Geschichten ein. Letztere beachtete ich anfangs nicht, weshalb sie schließlich ein Eigenleben zu führen begannen und mit den Jahren derart aufdringlich wurden, daß ich sie schließlich zu Papier brachte, nur um sie endlich los zu werden. Es half indes wenig, sofort zogen neue in meinen Kopf und trieben es ärger als die alten. So geht das bis auf den heutigen Tag, aber man gewöhnt sich. Mehr hier: http://www.literatpro.de/profil/max-dernet