Die doppelte Konfessionalisierung in Irland

Ute Lotz-Heumann untersucht die irische Geschichte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel der Konfessionalisierung. In Irland stieß seit dem späten 16. Jahrhundert eine von der protestantischen Staatskirche und dem englischen Staat getragene 'Konfessionalisierung von oben' auf eine von den gälischen und altenglischen Eliten und der katholischen Untergrundkirche getragene 'Konfessionalisierung von unten'. Diese doppelte Konfessionalisierung Irlands hatte zur Folge, daß zwei Konfessionalisierungsprozesse in einem politischen Raum aufeinander trafen und gewissermaßen aneinander scheiterten. Die irische Geschichte der ersten Hälfte der Frühen Neuzeit verlief infolge dessen zwischen den beiden Polen 'Konflikt' und 'Koexistenz'. Zuerst untersucht und periodisiert Ute Lotz-Heumann die Wechselwirkung zwischen den Konfessionsbildungen und dem von England an Irland herangetragenen Staatsbildungsprozeß, der in Kolonialisierung umschlug. Anschließend erörtert sie den Prozeß der doppelten Konfessionalisierung anhand der folgenden Teilbereiche: Identität, Sprache, Propaganda und Geschichtsschreibung - Multiplikatoren und soziale Netzwerke - Erziehung, Bildung und Bildungsinstitutionen - Konfessionsbildung und Disziplinierung in einer konfessionellen Konkurrenzsituation.

Geboren 1966; Studium der Geschichte und Anglistik in Gießen und Schottland; 1999 Promotion; 2000-07 wiss. Assistentin am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der Humboldt-Universität zu Berlin; 2010 Habilitation; seit 2008 Inhaberin des Heiko A. Oberman Chair an der Division for Late Medieval and Reformation Studies der University of Arizona; seit 2017 Direktorin der Division for Late Medieval and Reformation Studies.