Die fiktive Institution als ästhetische Strategie

Das komplexe Projekt »Académie Worosis Kiga« des Pariser Künstlers Gérard Gasiorowski macht, wie auch bekannte Werke Marcel Broodthaers', Claes Oldenburgs und Jörg Immendorffs, eine bisher vernachlässigte Strategie künstlerischer Schöpfung um 1968 sichtbar. Unter der Bezeichnung »fiktive Institution« lenkt Theresa Nisters die Aufmerksamkeit auf jene Form künstlerischer Kritik, die sich - zeitgleich zu Strömungen wie »Land Art« oder »Arte Povera« - nicht ostentativ vom Kunstmarkt abwendete. Stattdessen wurden sich vorhandene Organisationsformen und Ordnungssysteme offizieller Institutionen zu eigen gemacht, um herkömmliche Beurteilungs- und Wertmaßstäbe zu unterlaufen.



Theresa Nisters (Dr. phil.), geb. 1987, ist wissenschaftliche Volontärin am Städel Museum, Frankfurt am Main. Sie studierte in Köln und Rom Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Germanistik. Nach einem DAAD-Forschungsstipendium in Paris promovierte sie als Stipendiatin der a.r.t.e.s.-Graduiertenschule im Fach Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. Ihr Forschungsinteresse gilt transnationalen und interdisziplinären Strömungen in den Künsten des 20. und 21. Jahrhunderts sowie Institutionengeschichte und -kritik.