Die fiskalische Verfolgung von Juden im Dritten Reich. Die Rolle der Reichsfinanzverwaltung

Essay aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1.1, Universität Duisburg-Essen (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird die Rolle der Reichsfinanzverwaltung im Dritten Reich hinsichtlich der fiskalischen Judenverfolgung beleuchtet. Viele Jahre stand die wirtschaftliche Ausraubung der Juden nicht im Vordergrund der historischen Forschung. Da diese sich auf die Rolle nationalsozialistischer Organisationen bei der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik konzentrierte, wurden staatliche Institutionen wie die Finanzverwaltung selten beachtet. Erst in den 1970ern folgte die erste Arbeit auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Ausplünderung, die von Adler (¿Der verwaltete Mensch¿) geleistet wurde, in welcher er erstmals den Enteignungsprozess analysierte. Erst im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends wurde die wirtschaftliche Ausraubung der Juden wieder stärker ins Blickfeld genommen, als die Prozesse der ¿Arisierung¿ studiert wurden. Zunächst wird über den Aufbau und die Struktur der damaligen Finanzverwaltung informiert. Danach wird chronologisch anhand von Ereignissen zwischen 1933 und 1945 die finanzielle Ausbeutung der Juden durch Finanzbeamte deutlich gemacht. Ein Fallbeispiel aus dem Raum Köln zeigt die geschäftsmäßige "Abwicklung" einer jüdischen Deportation durch die Finanzverwaltung (Stichwort: Aktion 3), die dazu beitrug, dass Juden vollständig ausgeplündert werden konnten. Ein fiskalischer Verfolgungsprozess, so zeigen neue Forschungen, wäre ohne Dazutun der ausgebildeten Finanzbeamten nicht möglich gewesen. Durch die Mithilfe machten Finanzbeamte im Unrechtssystem der Nationalsozialisten Karriere und wurden nach dem Krieg in den aller meisten Fällen nicht belangt.