Die geschönte Reformation

Die auch bei Kirchenfernen beliebte Theologin Margot Käßmann wurde von der EKD medienwirksam zur 'Botschafterin' für das Reformationsjubiläum ernannt. Denn im Jahr 2017 jährt sich der legendäre Thesenanschlag Luthers zum fünfhundertsten Mal. Die Jahre 2008 bis 2017 wurden deshalb gar zur 'Lutherdekade' erklärt. Frau Käßmann hat keine leichte Aufgabe. Einerseits berufen sich die protestantischen Kirchen teils schon in ihrem Namen auf Luther und gründen auf der von ihm ausgelösten 'Reformation'. Andererseits werden bis zum Jubiläum in der Öffentlichkeit auch die dunklen Seiten Luthers so präsent sein wie nie zuvor: sein paranoider Judenhass, seine intolerante Glaubensenge, sein völlig inakzeptables Frauenbild und auch die vielfach verkrustete Mittelalterlichkeit seiner Glaubenspositionen. Wie soll man sich dem Lutherjubiläum stellen? Bernd Rebe setzt sich in diesem Buch mit den verschiedenen Sichtweisen auf die Reformation und ihren Wirkungen auseinander. Dabei unterzieht er auch Grundfragen des paulinischen Christentums - zu dem der Re-Formator ja wieder hin wollte! - einer kritischen Revision. Und er stellt in einigen Grundzügen 'das Glaubenswagnis der Goethezeit' als eine nachaufklärerische Alternative zur überinterpretierten Reformation vor.

Bernd Rebe, Jahrg. 1939, em. Prof. für Zivilrecht und Wirtschaftsrecht, von 1983 bis 1999 Präsident der TU Braunschweig, Autor mehrerer rechtswissenschaftlicher, politikwissenschaftlicher und kulturhistorischer Veröffentlichungen, darunter zu Fragen der Religion "Chancen des Glaubens im technologischen Zeitalter" (abgedruckt in den "Denkerkundungen" des Autors). Zur Weltfinanzkrise hat der Autor zusammen mit Peter Braun 2010 "Die Tyrannei der Fresskette" veröffentlicht, 2011 folgten als belletristische Publikationen die "LiebesLegenden" und 2012 der deutsch-jüdische und deutsch-türkische Roman "Südlichtwende".

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