Die grosse Pause

Mit Aufzeichnung seiner Erlebnisse in jugoslawischen Kerkern und Gefängnissen, in denen der Autor als gefangener deutscher Offizier nach dem 2. Weltkrieg über Jahre dahinvegetierte, hat er keinen Tendenzroman schreiben wollen - etwa als Antwort auf die bis heute geübten Verunglimpfungen der deutschen Soldaten. Er berichtet ohne Übertreibung und Beschönigung über die damalige jugoslawische Justiz, deren Verfahren gegen deutsche Soldaten und die Verhältnisse in der Strafanstalt Mitrowitza. Das menschenverachtende Kalkül einer Staatsführung, die die Kriegsgefangenen als innen-, aussen- und wirtschaftpolitische Objekte nutze, ist für den Autor der Schlüssel der Geschehnisse. Es lag ihm fern, mit seinen Aufzeichnungen die Völker auf dem Balkan ins menschliche Abseits zu stellen. Es sind für ihn Nationen mit Stärken und Schwächen wie jede andere. Was 1945 bis 1950 in Belgrad, Werschetz, Mitrowitza und sonstigen jugoslawischen Gefängnissen und Lagern geschah, ist millionenfach auch anderswo geschehen und geschieht weiterhin. Der Autor schildert Einzelheiten aus den Belgrader Schauprozessen, in denen für angebliche Kriegsverbrechen die Mehrzahl der Angeklagten zum Tode verurteilt wurde. Die letzten Stunden der Todgeweihten waren durch grenzenlose Verlassenheit verdunkelt; sie hatten nicht einmal die Hoffnung, daß, wann und wie ihr Andenken von den dunklen Schatten einer Schuld befreit werden würde. Der Autor lässt erkennen, dass es zwar Schuldige gab, aber die Hinrichtungen in aller Regel Justizmorde waren. Viel wichtiger jedoch als jede politische, moralische und juristische Problematik ist dem Autor der Mensch in seiner Menschlichkeit. Dieser Mensch ist der rechtlose, einer staatlich angeordneten Justizwillkür hilflos ausgesetzte Gefangene. Der Gefangene ist nackt wie kein anderer. Er wie kein anderer hat Zeit, diese Nacktheit zu betrachten, seine Leidensgenossen und sich selbst im Spiegel seiner Genossen. Beim Durchleuchten der Menschen, die dem Autor in den Kerkern in Belgrad sowie in der Strafanstalt Mitrowitza begegneten, zwingt ihn die Hoffnungslosigkeit der Situation gelegentlich dazu, aufkeimenden Pathos durch Humor zu ersetzen. Auch auf Zensuren wie Gut und Schlecht, Klug und Töricht, Edel und Gemein verzichtet er nicht; sie haben aber kein Gewicht angesichts des Menschen in seiner tiefsten Not. Die Namen der Personen in diesem Buch sind Aliasnamen, ausgenommen diejenigen, die auch die Kriegsgeschichte oder ein Lexikon nennt.

Weitere Produkte vom selben Autor

Ein Sandkorn im Sturm Selmayr, Josef

27,99 €*