Die künstliche Hölle
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Inhaltsangabe:Einleitung: Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupt einen Kranz von zwölf Sternen. / Sie ist gesegneten Leibes und schreit in Wehen und Geburtsschmerzen. / Und ein anderes Zeichen erscheint am Himmel: Siehe, ein großer, roter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen. / Sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Der Drache stellte sich vor die Frau, die daran war zu gebären, damit er ihr Kind verschlinge, wenn sie geboren hätte. Der Visionär William Blake (1757-1827) fertigte das hier gezeigte Aquarell The Great Red Dragon and the Woman Clothed with the Sun zwischen 1803-05 an – die Autonomie, mit der Blake die textliche Vorlage visualisiert und in seinen eigenen, bedrohlichen mythologischen Kosmos transformiert hat, fungiert als einführendes Paradigma, sein poetischer Geist, die enorme imaginative Kraft und die Verankerung von beidem im Bösen sind Prämissen einer ästhetischen Kategorie, die in dieser Arbeit eingehende Betrachtung erfährt: Die Ästhetik des Bösen. Ein kurzer Blick auf das a priori der Schönheit und damit einherlaufender philosophischer Theorien, die auf die Entfaltung des Menschen auf rationalem Weg, auf Verbesserung und Fortschritt der Gesellschaft abzielen, die Kunst dabei jedoch für diese Zwecke instrumentalisieren, ein Blick gleichzeitig auf den Wandel von diesem idealistischen zu einem weitaus pessimistischeren Weltbild, in dem die Kunst vermehrt an Autonomie gewinnt – dies stellt das erste Kapitel dieser Arbeit dar. Es ist das Positiv, welches primär die Konturen seines Negativs verdeutlichen soll. Der Kontrast ergibt sich nicht nur durch die Gegensätzlichkeit der ästhetischen Kategorien, das Schöne in der Verknüpfung mit dem Guten in der Gegenüberstellung mit dem schweigenden Bösen – sein skandalös-provokantes Potential gewinnt Letzteres durch die absolut gesetzte Autonomie der künstlerisch-literarischen Imaginationen; ein finsteres l´art pour l´art, welches durch die Adaption und Transformation von Charles Baudelaires Die künstlichen Paradiese: die Dichtung vom Haschisch im Titel dieser Arbeit seine Entsprechung findet. Das gewaltige imaginative Potenzial Blakes, wovon The Great Red Dragon and the Woman Clothed with the Sun nur einen Eindruck vermitteln soll, erstreckt sich auf ein mythisches Universum, bevölkert von Göttern, Engeln, Dämonen [...]