Die revolutionären Obleute und der November 1918

Seit mehr als fünfzig Jahren sind die revolutionären Obleute als Sprecher der oppositionellen Betriebsvertrauensleute der Berliner Rüstungsbetriebe fester Bestandteil der Geschichtsschreibung zur Novemberrevolution. Eine umfassende Studie zu ihnen gibt es bislang jedoch nicht. Stellvertretend für die bereits existierenden zahlreichen lokalen Arbeiterräte wollten die revolutionären Obleute am 9. November 1918 die Macht im Reich übernehmen. Die institutionelle Revolution von Staatsbürokratie und SPD kam ihnen jedoch zuvor. Am 10. November bildeten SPD und USPD die provisorische Regierung der Volksbeauftragten, die mit dem Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte Berlins eine Verschränkung ihrer Institutionen vereinbarte. Dieses Arrangement hielt nur kurze Zeit. Währenddessen wurde der Burgfriede von seinen Akteuren als kalter Bürgerkrieg fortgesetzt, ab dem 6. Dezember flankiert von konterrevolutionären Militäraktionen. Die revolutionären Obleute konnten auf dem nationalen Rätekongress ihre Konzeption einer Republik von Arbeiterräten nicht gegen die Anhänger eines demokratischen Parlamentarismus durchsetzen. Nachdem der Übergangsregierung Legislative und die Exekutive übertragen worden war, gerieten die revolutionären Obleute zunehmend zwischen die Fronten von Regierung und KPD.

1974 Promotion, 1987 Habilitation. 1974-1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Historischen Kommission zu Berlin und Redaktionsmitglied der Internationalen wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. 19988-2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2002-2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am GWZO Leipzig. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, zum politischen Katholizismus und zu den verfassungsgeschichtlichen Implikationen der Transformation des feudalen Eigentumsrecht in bürgerliches.

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