Die späten Novellen Theodor Storms

Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Theodor Storm wird gewöhnlich nicht mit Moderne und Modernitätserfahrungen in Verbindung gebracht. In der Tat wird die Moderne jedoch in zahlreichen Novellen Storms thematisiert. Die krisenartigen Erfahrungen der Moderne, die mit dem Übergang zu einer neuen Gesellschaftsordnung gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Erscheinung treten, ziehen sich wie ein roter Faden insbesondere durch das Spätwerk Storms ab Ende der 1870er Jahre. Im Vergleich zu Storms Frühwerk fließen nun zunehmend Themenkomplexe in sein Werk ein, die eigentlich späteren literarischen Epochen wie dem Naturalismus, Symbolismus oder Expressionismus vorbehalten sind. Auch auf sprachlicher Ebene deutet Storms Novellistik durchaus auf die Literatur der Jahrhundertwende voraus. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass Storm moderner ist, als ihm zugestanden wird, und dass er moderne Entwicklungen in der Gesellschaft, die uns auch im 21. Jahrhundert noch betreffen, geradezu instinktiv vorwegnimmt. Anhand der Novellen Carsten Curator, Zur Wald- und Wasserfreude, Hans und Heinz Kirch, Der Herr Etatsrat und Ein Doppelgaenger wird gezeigt, wie die kritischen Themen der Jahrhundertwende, etwa Kapitalismus und soziale Frage, Vererbung und Naturwissenschaften, Alkoholismus und Krankheiten, das Werk eines Autors ausmachen, dem zu Unrecht das Stigma eines Heimat- und Familiendichters anhaftet. Im Gegenteil wird gezeigt, dass Storm druchaus als Wegbereiter der Moderne und der modernen Literatur gelten kann.