Die weibliche Sexualität als sozialgeschichtliche Konstruktion

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Beziehungen und Familie, Note: 2,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Soziologie der Sexualität, Sprache: Deutsch, Abstract: Wirft man einen Blick zurück in die Geschichte, so kann man interessante Beobachtungen machen hinsichtlich der Konstruktion der weiblichen Sexualität. Längst müsste der Gedanke verworfen sein, dass die Geschlechterordnung eine objektive Tatsache ist. Fest steht, dass die Geschlechter und ihre dazugehörige Sexualität historisch spezifiziert und konstruiert sind, also gängige Vorstellungen über Mann und Frau in die Auffassungen über ihre Sexualität hinein projiziert werden. Ich werde in dieser Hausarbeit versuchen, mich auf die Konstruktion der weiblichen Sexualität im Laufe der Geschichte zu konzentrieren. Aufgrund der Komplexität der eigentlich zu betrachtenden Zeitspanne werde ich meine Ausführungen auf die Zeit des Mittelalters bis zur Zeit der Aufklärung konzentrieren, folglich zwei Sichtweisen des 'Sexualwesens' Frau untersuchen: zuerst werde ich mich mit dem Christentum und seinen Vertretern Augustinus und Thomas von Aquin beschäftigen, welches das Mittelalter prägte. Hier wird zu untersuchen sein, wie die Sexualität der Frau hinsichtlich ihrer untergeordneten und dienenden Rolle dem Mann gegenüber interpretiert wurde (mitunter wird auch hier die Frage geklärt werden, wer der eigentlich Schuldige am Sündenfall war). Neben den christlichen Vorstellungen wird auch auf die wissenschaftlichen Interpretationen der weiblichen Sexualität vor der Aufklärung einzugehen sein, die im Zusammenhang stehen mit dem 'Ein-Geschlecht-Modell' und der Humorallehre. Danach werde ich mich im Hauptteil der Hausarbeit auf die Konstruktion der Sexualität der Frau in den in der Aufklärung sich herausbildenden Humanwissenschaften konzentrieren. Es wird herauszuarbeiten sein, inwiefern diese versuchten, die gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen über die Frau an deren Körper festzumachen und dementsprechend zu naturalisieren. Die Medikalisierung weiblichen Verhaltens wurde im Zuge dieser Entwicklung dahingehend weitergeführt, dass Frauen, die sich nicht dem gängigen Frauenbild nach verhielten und autonom über ihre Sexualität verfügen wollten, als krankhaft dargestellt wurden. Diese Pathologisierung (vor allem der Frauen) mündete sogar in gynäkologische Eingriffe, die als zur Heilung notwendig betrachtet wurden.

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