Die zweite Frau

Ein Roman, geschrieben vor 45 Jahren - in der DDR 'absolut undruckbar', wusste Kunert und versteckte ihn im Archiv. Nun wiedergefunden, wird er endlich veröffentlicht. In einer Truhe fand Günter Kunert unlängst ein Manuskript, das er vor fast fünfundvierzig Jahren geschrieben hat - einen Roman, so frech, brisant und 'politisch unmöglich', dass Kunert, der damals noch in der DDR lebte, ihn gar nicht erst einem Verlag vorlegte. 'Absolut undruckbar', wusste er und vergrub das Manuskript so tief in seinem Archiv, dass er selbst es vollkommen vergaß und erst jetzt durch Zufall wiederfand. Kunert ist berühmt für seine skeptischen Gedichte, die vor ökologischen Katastrophen und Fehlentwicklungen warnen, für seine Miniaturen und kurzen Prosatexte, Notate, Hörspiele, Filme; als Romanautor kennt man ihn eher nicht. Und hier ist nun ein Roman, funkelnd und frisch, geschrieben zur Hälfte des Lebens: Der männliche Protagonist sucht nach einem Geschenk zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau; die Auswahl in den Geschäften ist ebenso entmutigend wie seine Einfallslosigkeit, schließlich tauscht er Mark der DDR in Westgeld, um im Intershop einzukaufen, und macht dort unbedachte Bemerkungen. So nimmt eine Tragikomödie um Montaigne, Missverständnisse und Stasi-Tumbheit ihren Lauf.

Günter Kunert, geb. 1929 in Berlin, Maler, Zeichner, Lyriker, Erzähler, Essayist, Drehbuchautor. Er reiste 1979 aus der DDR in die Bundesrepublik aus und lebt heute in Itzehoe. Für sein außerordentlich vielfältiges und umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Zwischen 2005 und 2018 war er Präsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.

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