Dimensionen der performativen Ästhetik im 'Herzmaere' von Konrad von Würzburg

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: In dem 'für das Spätmittelalter typische[n] Nebeneinander von Tradition und Innovation' verfasste Konrad von Würzburg um 1260 das 'Herzmaere'. Mit dem Heinrich von Kempten und dem Schwanritter repräsentiert es in Konrads Oeuvre einen frühen Vertreter der 'kleinepischen Untergattung [.] des sog. 'Märe'', welches im 13. Jahrhundert seine Anfänge nahm und dann im 14. und 15. Jahrhundert sehr geläufig wurde. Der Tradition seiner Zeit folgend, konzipiert Konrad nahezu sein gesamtes Werk und damit auch das 'Herzmaere' als lehrhaft. Dabei verbindet er - so wie auch weitere seiner zeitgenössischen Autoren - sein didaktisches Anliegen mit einer Zeitklage. Die 'luterlichiu minne' (V. 2) die 'der werlte ist worden wilde' (V. 3) soll mit Hilfe der Erzählung, die exemplarisch als 'bilde' (V. 4) dient, ins Gedächtnis gerufen werden. Dies untermauernd beruft sich Konrad auf von 'Strâzburc meister Gotfrit' (V. 9; Meister Gotfrit von Straßburg) als prominentes literarisches Vorbild: Diejenigen, die sozusagen 'richtige Liebe' praktizieren wollen, müssen 'hoeren [.][,]/ sagen unde singen / von herzeclichen dingen, / [...]' Das angekündigte Thema der wahren Liebe, also der Minne wie sie bereits bei Gottfried vorkommt, wird an die Bedingung des Leids geknüpft. In dieser ambivalenten Wechselbeziehung, die sich im Finale der Erzählung - dem Verspeisen des Herzens des Geliebten - zu einer 'Ästhetisierung des Grausam-Häßlichen' zuspitzt, entfaltet das Herzmaere eine besondere Ästhetik. Sie wird vor allem im Rahmen einer performativen Ästhetik zum Ausdruck gebracht, die ich nachfolgend aufzeige. Zunächst werde ich anknüpfend an den Begriff der 'Ästhetischen Erfahrung', wie er von Erika-Fischer-Lichte diskutiert wird, ihr damit einhergehendes Verständnis einer performativen Ästhetik darlegen. In Verbindung mit Christian Kienings mediävistischen Ansatz, wird so ein geeignetes Instrumentarium überblickt, um damit anschließend das Herzmaere auf Materialität, Ritualität und Präsenzerzeugung, und somit auch performative Ästhetik zu untersuchen. Letztlich stellt sich die Frage nach einer möglichen Verknüpfung von Erfahrungsästhetik und performativer Ästhetik in Anwendung auf einen mittelalterlichen Text.