Disziplinentwicklung als 'community of practice'

Wie entstand die Neuere Deutsche Literaturgeschichte als Universitätsfach? In der Wissenschaftsgeschichte vermutete man bisher, das Fach sei 'organisch' aus der Deutschen Philologie hervorgegangen und sei eine wesentlich reichsdeutsche Einrichtung. Die 'Disziplinentwicklung als community of practice' zeigt, dass beide Annahmen nicht haltbar sind. Die kommentierte Edition der unpublizierten Korrespondenz Wilhelm Scherers mit seinen Schülern August Sauer, Bernhard Seuffert und Richard Maria Werner, die in Prag, Graz und Lemberg Professorenstellen erhielten, dokumentiert, dass Scherers Straßburger und Berliner Seminare, die in der Korrespondenz gleichsam fortgesetzt wurden, mit ihrem persönlichen Austausch über Forschungsfragen, über Lehrgegenstände und Fragen der Werkedition zur Einübung in die Praxis eines noch nicht etablierten Fachs wesentlich beitrugen und zum Vorbild für dessen Einrichtung wurden. Die Einleitung markiert den 'praxeologischen' wissenschaftsgeschichtlichen Ansatz der Untersuchung und stellt den wissenschafts- und kulturhistorischen Kontext zur Germanistik im Ausgang des 19. Jahrhunderts her. Als Quelle der germanistischen Fachgeschichte ergänzt die Edition die Briefwechsel Scherers mit Karl Müllenhoff und Erich Schmidt.

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