Doktorspiele

Gert Postel ist Briefträger von Beruf - berühmt geworden ist er allerdings als geschätzter Oberarzt für Klinische Psychiatrie. Er verhandelte mit den Ministerialen im Dresdner Sozialministerium erfolgreich um Leitungspositionen, schrieb psychiatrische Gutachten für sächsische Schwurgerichte, genoss eine Privataudienz beim Papst, diskutierte unter vier Augen mit seinem Minister - bis eine kleine Unregelmäßigkeit seiner schillernden Karriere ein jähes Ende setzte. Mit anderen Worten: Dr. Gert Postel ist ein notorischer Hochstapler. Charmant, belesen, originell, aber: ein Hochstapler. Ein Meister der Verstellung, der mit Witz, Chuzpe und einer großen Portion Menschenkenntnis (und einem Schuss Nonchalance gegenüber den Strafgesetzen) seinen Traum von akademischen Weihen und gesellschaftlichem Aufstieg verwirklichen wollte. Postel fälschte Zeugnisse und Urkunden, bezirzte Professorinnen, schmeichelte Klinikdirektoren - und er erfand sich und seine abstrusen Legenden mit jener Leichtigkeit, die nicht nur seine Förderer für das wahre Leben hielten. So sind seine autobiografischen Geständnisse nicht nur die amüsanten Memoiren eines geläuterten Schwindlers, sondern auch eine doppelbödige Hommage an seine enttäuschte Umgebung: an Anwälte, Politiker, Mediziner, Psychotherapeuten, Richter, Sachverständige, Freundinnen, kurz: an alle, die die unglaubliche Karriere des Dr. Gert Postel erst möglich gemacht haben.

Gert Postel ist gelernter Postzusteller. Er erlangte Bekanntheit als Hochstapler, insbesondere durch seine mehrfachen Anstellungen als falscher Arzt zwischen 1980 und 1997, teilweise bekleidete Postel hierbei leitende Positionen. Sein Höhepunkt stellt die Anstellung 1995-1997 als leitender Oberarzt im Maßregelvollzug des Fachkrankenhauses für Psychiatrie im sächsischen Zschadraß dar. Im Juli 1997 wurde Postel enttarnt und zu 4 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Postel wohnt heute in Tübingen, er ist mit einer Stuttgarter Juristin verheiratet.